Ob beim Abendessen mit der Familie, beim Treffen mit Freunden oder beim Elternsprechtag. Immer wieder kommt das Thema auf: “Was machst du eigentlich nach der Schule?” Viele haben jedoch gar keine Antwort auf diese Frage, weil sie nicht wissen, was sie mal werden möchten, was sie interessiert und was es überhaupt für Möglichkeiten gibt. Ein Start in die Ausbildung oder ins Studium bestimmt oft die restliche Karrierelaufbahn. Hat man einmal seine Entscheidung getroffen, gibt es scheinbar kein Zurück mehr.
Das ist natürlich nicht immer der Fall. Denn laut Studien brechen fast ein Drittel aller Studierenden ihr Studium und zuletzt rund ein Viertel aller Auszubildenden ihre Ausbildung ab, um sich noch einmal neu zu orientieren. Jedoch bleibt auch mit dem Wissen die Angst, ob man sich wirklich für das Richtige nach der Schule entscheidet. Bis auf ein Praktikum in der 9. Klasse und Erzählungen von Freunden und Familie, hat man ja auch irgendwie keine wirkliche Vorstellung von dem Studium, der Ausbildung und der nachfolgenden Arbeit.
Eine sehr gute Möglichkeit, in das Berufsleben hineinzuschnuppern, ist das Freiwillige Sozialen Jahr (FSJ). Beim FSJ arbeiten meist junge Menschen für ein halbes oder ein ganzes Jahr in sozialen Einrichtungen, sammeln dabei erste Erfahrungen im Berufsleben und helfen anderen Menschen in ganz verschiedenen Lebenssituationen. Die Berufe reichen von der Arbeit mit behinderten Menschen über die Pflege in Krankenhäusern bis hin zur Arbeit in Naturschutzprojekten und zu vielen weiteren Bereichen, wie Schulen, Kirchen oder Sportvereinen. Im Folgenden erkläre ich dir, wieso ein FSJ vielleicht genau das Richtige für dich sein könnte.
Erwachsen werden
Während des FSJs kannst du viele wertvolle Lebenserfahrungen sammeln, Fähigkeiten erlernen, Disziplin aufbauen und vieles mehr. Da du in dem Jahr nicht nur auf dich selbst achten musst, sondern auch auf seine Mitarbeiter und Patienten, lernst du, auf deine Mitmenschen achtzugeben. Die Disziplin durchs FSJ ist ein ungemeiner Vorteil für das nachfolgende Studium, die Ausbildung oder die Arbeit.
Schüler, die nach der Schule direkt ins Studium oder in die Ausbildung starten, haben oftmals nicht die nötige Disziplin, sich allein durchzubeißen. Dadurch, dass man in der Schule Hilfe in Form von Lehrergesprächen, Lerntipps und Erinnerungen an Termine bekommen hat, kann man sich im Studium oder in der Ausbildung schnell allein gelassen fühlen. Die Zeit, während des FSJs hilft dir, Struktur in deinen Tag zu bringen und zeigt dir, wie du deine Arbeiten möglichst effizient erledigen kannst.
Menschen helfen
Auch wenn ich DIR mit diesem Artikel eigentlich helfen will, sollte man nicht vergessen, wofür es das FSJ eigentlich gibt. Nämlich, um anderen Menschen zu helfen. Da man als junger Mensch die meiste Zeit des Lebens Hilfe von den Eltern, Lehrern oder anderen Personen bekommen hat, ist es jetzt, wo man selbst auch erwachsen wird, schön, auch anderen Menschen helfen zu könne.
Egal, für welchen Beruf du dich bei deinem FSJ entscheidest: Du kannst immer etwas zurückgeben. Während meiner FSJ-Zeit habe ich vielen alten Menschen im Krankenhaus nach Operationen helfen können, das erste Mal wieder aufzustehen oder die ersten Schritte zu machen. Auch nach vier Jahren konnte sich eine meiner damaligen Patientinnen noch an mich erinnern und hat sich wie damals auch schon für die Hilfe bei mir bedankt. Das war ein unglaublich gutes Gefühl.
Berufliche Orientierung
Wenn du innerhalb deiner Schullaufbahn nur wenige Eindrücke vom Berufsleben bekommen hast und dich vielleicht noch nicht wirklich beruflich orientieren konntest, kannst du das FSJ als eine kleine Starthilfe sehen. Du hast mit dem FSJ die Möglichkeit, in das Berufsfeld, was dich schon lange interessiert oder ein dir noch völlig fremdes hineinzuschnuppern und zu sehen, ob es das Richtige für dich ist.
Viele meiner Freunde, die derzeit im Abschluss ihres Medizinstudiums sind, haben vor dem Studium während ihres FSJs, die Arbeit im Krankenhaus und vor allem die Arbeit mit Menschen, miterleben können. Im Studium kann man als Student kaum Arbeitserfahrungen für den späteren Beruf sammeln. Ein FSJ gibt dir schon vor dem Studium diese nötigen Erfahrungen, die vielen Studierenden fehlen.
Neue Menschen kennenlernen
Während der Schulzeit hat man für viele Jahre dieselbe Klasse, Lehrer und Freunde. Ein Ende der Schulzeit und das Umziehen der Freunde oder der eigene Umzug kann einen da schon ganz schön aus der Bahn werfen. Im Gegensatz zum Studium hat man während des FSJs einen festen neuen Mitarbeiterkreis. Deine Arbeitskollegen werden bemüht sein, dir bei Fragen zu helfen und dir Tipps zu geben.
Ebenso ist man, während des FSJs einer festen Gruppe von FSJlern zugeteilt. So kannst du viele junge Menschen kennenlernen, die alle in derselben Situation sind. Während meiner FSJ-Zeit haben wir uns über das Jahr hin immer wieder für ein paar Tage mit der Gruppe getroffen. Unter anderem hatten wir eine mehrtätige Freizeit in einer naheliegenden Stadt in einer Jugendherberge. Das war für mich damals klasse, da ich kurz vor dem FSJ umgezogen war und neue Freunde gesucht habe. Mit einigen der FSJler von damals bin ich auch heute noch gut befreundet.
Zusammenfassend kann ich anhand meiner Erfahrungen und der meiner Freunde euch ein FSJ nur von Herzen empfehlen. Vor allem, wenn du der Schule noch nicht so recht weiß, wie es eigentlich weiter gehen soll oder du dir mit der Wahl deines Studium oder deiner Ausbildung nicht ganz sicher ist, bietet das FSJ eine hervorragende Lösung. Auch wenn ich heute nicht weiter in dem Bereich arbeite, in dem ich mein FSJ gemacht habe, kann ich doch nur Positives über die Zeit erzählen. In der Zeit habe ich gelernt, wie es ist, allein zu wohnen, arbeiten zu gehen – und vor allem wie wichtig es für mich, ist Menschen zu helfen.
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