Die Texte des dritten Adventssonntags sind durchzogen vom Thema der Freude. Die Hoffnung auf die Rettung durch Gott steht im Mittelpunkt der Lesungen der katholischen Messe dieses Tages. Die Botschaft ist zwar alt, aber noch heute aktuell.
Advent bereitet auf das Ende der Welt vor
Halbzeit! Der Advent ist zur Hälfte vorbei. Für die Kirche stellt dieser Sonntag eine kleine Zäsur innerhalb der Adventszeit dar. Bisher waren die Texte zu den Sonntagen nicht gerade heiter. Viel war da die Rede von der Endzeit und dem letzten Gericht Gottes. Das sind keine gemütlichen Gedanken. Die Texte, die in den katholischen Gottesdiensten auf der ganzen Welt gelesen wurden, waren teilweise beängstigend, ernst auf jeden Fall. Und das hatte seinen Sinn: Im Advent sollen sich die Christen nicht nur auf die Ankunft Jesu Christi in seiner Geburt vorbereiten, sondern auch auf das Ende der Welt; auf den Tag, an dem – so der christliche Glaube – Jesus wiederkommen und die Welt richten wird.
Gott wird den Schwachen retten
Der dritte Adventssonntag heißt in der Kirche auch „Gaudete“ – „Freut Euch“. Und unter diesem Motto stehen auch die Texte. Langsam wird die Stimmung freudiger, ein klein wenig weihnachtlicher. Spürbar wird das schon in der ersten Lesung aus dem Buch Jesaja (Jes 35,1-6.10): „Die Wüste und das trockene Land soll sich freuen“. Die Steppe soll, so der Prophet, jubeln und blühen. Weiter werden die Schwachen angesprochen: „Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht!“ Gott werde kommen und er wird die Schwachen retten. Dann werden die Blinden sehen, die Tauben hören, die Lahmen wieder gehen. Dieser Text hört sich schon wieder nach einem paradiesischen Zustand an. Krankheiten gibt es wohl nicht mehr. Und sogar die Wüste soll blühen – nichts als Sand und Hitze. Wie soll da was blühen können?
Jesaja spricht vom Ende des Exils
Die Rede des Propheten ist schwer zu verstehen. Der Schlüssel dazu ist der letzte Satz der Lesung: „Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion.“ Zion meint Jerusalem und jene Befreiten sind die, die aus dem Exil zurückkehren. 597 vor Christus eroberte der babylonische König Jerusalem. Als Strafe verschleppte er einen Teil der Bevölkerung, vor allem die Oberschicht, nach Babylon. Für das Judentum war diese Zeit fern der Heimat natürlich prägend.
Ein großer Teil des Alten Testaments entstand in dieser Zeit. Es sind Texte, die von Trauer und Hoffnung auf Rettung sprechen. Jesaja schreibt in dieser Lesung vom Ende der Gefangenschaft, als die Juden aus dem Exil zurück nach Israel kehren durften. Das ist der Anlass für den freudigen Text. Der Jubel über die Heimkehr ist so groß, dass auch die Natur miteinstimmt, dass auch die Wüste zu blühen beginnt. Und zugleich bleibt die Spannung in diesem Text. Wann werden denn die Lahmen gehen können? Wann werden „die Augen der Blinden geöffnet“?
Geduld!
In einem auf den ersten Blick starken Kontrast steht dazu der Text der zweiten Lesung aus dem Jakobusbrief (Jak 5,7-10). Der Autor fordert seine Gemeinde zur Geduld auf: „Haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn!“ Und wieder geht es bei dieser Ankunft um das Kommen Jesu am Ende der Zeit. Die Gemeinde soll geduldig sein, so wie auch ein Bauer geduldig ist. Der weiß ja, dass irgendwann Regen kommt, die Früchte wachsen und er dann ernten darf. Aber er muss geduldig zuschauen, warten, bis es so weit ist.
Und genauso soll der Christ sein. Er weiß, dass Jesus kommen wird, das ist für ihn in seinem Glauben sicher. Aber er weiß eben nicht, wann das sein wird. Heute mag der Gedanke beängstigend sein. Die frühen Christen aber sehnten das Kommen Jesu geradezu herbei. Denn mit Gericht verbinden wir heute meistens Strafe – aber dem christlichen Glauben nach wird das auch der Tag sein, an dem alles Leid endet, alle Wunden geheilt werden. Der Beginn einer neuen, besseren Welt. Auf die lohnt es sich zu warten. Und da sagt der Prophet des Jakobusbriefes: „Haltet geduldig aus“.
Ist Jesus der Messias?
In der letzten Lesung aus dem Matthäusevangelium (Mt 11,2-11) geht es neben Jesus wieder um Johannes. Der hat sich mittlerweile bei den Herrschern unbeliebt gemacht und sitzt im Gefängnis. Von dort aus schickt er seine Jünger zu Jesus. Sie sollen ihn fragen: „Bist du der, der kommen soll?“ Johannes will wissen, ob Jesus der Messias ist; der, den Gott geschickt hat. Und Jesus – der gibt darauf keine Antwort. Er sagt nicht Ja und nicht Nein. Vielmehr sollen die Jünger des Johannes ihm im Gefängnis erzählen, was sie sehen. „Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“
Die Wunder Jesu sind Machttaten
Jesus spricht hier von seinen eigenen „Wundern“. Dieses Wort ist schwierig. Was ist schon ein Wunder? Heute wird das Wort ganz unterschiedlich benutzt. Man wundert sich über etwas – ein Wunder. Jemand macht etwas, was man nie von ihm erwartet hätte – ein Wunder. Das Wort, das da im griechischen Original steht, meint aber eigentlich etwas anderes: Machttaten. Durch das, was Jesus tut – Lahme, Blinde, Taube heilen – zeigt er, dass er eine bestimmte Macht hat. Er zeigt, dass er vielleicht doch der Messias ist, den Gott geschickt hat. Ein klein bisschen gibt er auf die Frage des Johannes also vielleicht doch eine Antwort.
Gott wird retten
Die Texte des dritten Adventssonntags werden dem Namen „Gaudete“ gerecht. Sie berichten von der großen Hoffnung der Menschen auf ihren Gott, der das Leid beenden wird. Von den Israeliten im babylonischen Exil wie der frühen Christen, an die der Jakobusbrief gerichtet ist. Diese Hoffnung ist spürbar und noch heute genauso aktuell wie vor mehr als zwei Jahrtausenden, als Jesaja schrieb: „Seht, hier ist euer Gott! Er selbst wird kommen und euch erretten.“
Schreibe einen Kommentar