Tannenzweige und Weihnachtsbäume sind ein Zeichen von Wachstum und Hoffnung mitten im kalten Winter. Gerade diese Geste brauchen im Pandemiejahr besonders viele Menschen. Wichtiger als Bäume und Dekorationen sind allerdings menschliche Zeichen der Nähe. Von Benedikt Bögle.
Eine Weihnachtsdekoration ohne Tannenzweige ist undenkbar. Am Heiligen Abend leuchten die Kerzen auf dem Christbaum; schon im Advent umranken die grünen Zweige den Adventskranz. Tannenzweige hängen über Türen und in Geschäften – sie sind so etwas wie die Grundlage jeder adventlichen Dekoration. Das hat zunächst natürlich einen ganz praktischen Grund: In der Winterzeit haben alle Bäume ihre Blätter verloren. Auch Blumen wachsen zumindest in Mittel- und Nordeuropa kaum mehr. Will man sich bei der Natur bedienen, um die Wohnungen und Häuser zu schmücken, muss man zwangsläufig zu Tannenzweigen oder Fichten greifen.
Das einzig Grüne im Winter
Diese Bäume sind grün, auch wenn alles andere seine Blüten verloren hat. Im Frühjahr, Sommer und Herbst mögen die Tannen in den Hintergrund gedrängt werden von blühenden Rosen, saftigen Wiesen oder herbstlich bunten Wäldern. Im Winter aber stechen die Tannen hervor zwischen schneeweißen Weiten oder matschigem braun. Die Tannenzweige sind damit auch ein Symbol für Wachstum und Fruchtbarkeit mitten im Winter. Als moderne Menschen müssen wir uns vor dem Winter nicht mehr fürchten. In früheren Gesellschaften, als wissenschaftliche Erkenntnisse noch rar waren, hatte der Winter aber etwas Beängstigendes: Wer schließlich konnte garantieren, dass auf den Winter wieder Frühjahr und Sommer folgen würden? Die antiken Griechen kannten gar eine Legende, der zufolge, die Göttin der Fruchtbarkeit die Wintermonate in der Unterwelt verbrachte – das erklärte die kalte, unwirtliche Jahreszeit.
Tannenzweige im Krisenjahr
Wir brauchen keine Legenden mehr, um den Wechsel der Jahrzeiten zu erklären. Und dennoch gibt es auch in unserer Welt noch Dunkelheit und Kälte – vor allem dort, wo Menschen leiden. Besonders dieses Jahr stellte sich für viele Menschen wie ein einziger, langer Winter dar. Viele Menschen brauchen in diesem Jahr grünende Zweige der Hoffnung und Zuversicht – nicht nur in ihren Häusern, vor allem in ihren Herzen. Für Christen ist der Advent die besondere Zeit der Erwartung auf Jesus Christus.
Für Christen ist Jesus Christus der grüne Zweig der Hoffnung, der alles Dunkel zu erhellen vermag. Doch Jesus gibt den Auftrag, Hoffnungsbringer zu sein, an seine Jüngerinnen und Jünger weiter: Sie sollen nicht nur Gott lieben, sondern auch ihren Nächsten: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22,37-40)
Diese Nächstenliebe wird besonders in diesem Jahr nötig sein: Christen sind aufgerufen, gerade jetzt, mitten in der Pandemie, nach denen zu suchen, die Hilfe, Liebe oder ein kleines Zeichen der Aufmerksamkeit besonders brauchen. Auch die kleinste Geste der Wertschätzung und der Aufmerksamkeit vermag dann größere Wirkung zu erzielen als der prächtigste Weihnachtsbaum oder das schönste, weihnachtlich geschmückte Zimmer. Die Liebe vermag Hoffnung zu geben wie das grüne Wachstum mitten im Winter.
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