Viermal Gold für deutsche Athleten! Nicht zu unrecht betitelte der Präsident des Deutschen-Leichtathletik-Verbandes Dr. Clemens Prokop dies als ein „Sahnehäubchen“. Schließlich wurde das Jahr nach den Olympischen Sommerspielen von London als „Übergangsjahr“ bezeichnet. Nun wurde sogar das Ergebnis aus Deague (Südkorea) von 2011 bestätigt. Damals gab es dreimal Gold, dreimal Silber und einmal die Bronze-Medaille für die deutschen Teilnehmer. Diesmal gab es sogar eine Goldmedaille mehr, die David Storl (Kugel), Robert Harting (Diskus), Raphael Holzdeppe (Stabhochsprung) und Christina Obergföll (Speerwurf) gewinnen konnten. Dazu kommen zwei Silbermedaillen, die an Michael Schrader (Zehnkampf) und Christina Schwanitz (Kugel) gingen, sowie einmal Bronze durch Björn Otto (Stabhochsprung). Die 66 Athleten, die der DLV in die russische Hauptstadt entstand hatte, konnten also überzeugen. Da zudem das Durchschnittsalter des Teams bei nur 25 Jahren lag, kann der Verband durchaus positiv in die Zukunft blicken. Nicht zuletzt, da sich junge Athleten, wie zum Beispiel Gesa Felicitas Krause von der LG Eintracht Frankfurt, auch in Laufdisziplinen immer häufiger in der Weltspitze festsetzen können. Überraschender noch, dass Deutschland in der Nationenwertung, in der die Resultate der Top-Acht berücksichtigt werden, sogar Platz vier erreichte. Seit 2001 war das deutsche Team nicht mehr so erfolgreich.
„Russland zeigt sich von seiner besten Seite"
Ach wirklich? Naja, zumindest, was den Medaillenspiegel, gemessen an den meisten gewonnen Gold-Medaillen angeht, kann man dies vielleicht behaupten. Nach der WM in Paris 2003 liegt Russland zum ersten Mal wieder auf Rang eins im Medaillenspiegel. Daran konnten auch starke US-Amerikaner, die insgesamt 25 Medaillen und damit acht mehr als die Russen gewinnen konnten, oder die Jamaikaner, nichts ändern. Ansonsten war es eher dürftig. Sehr dürftig. Die Experten sind sich einig: Die Generalprobe für die demnächst anstehenden Großereignisse ist gründlich misslungen!
Die Zuschauer blieben fern
Ein volles Stadion? Fehlanzeige! Das Bild? Jämmerlich. Eine atemberaubende Atmosphäre, die viele Leichtathletik-Fans noch von den Olympischen Sommerspielen in London in Erinnerung hatten, kam ebenfalls nicht auf. Nicht einmal ein Usain Bolt (Jamaika) konnte das Luschniki-Stadion zum 100-Meter-Finale komplett füllen. Zuletzt wurden sogar die Eintrittskarten günstiger. Vielleicht liegt es an den vielen Dopingfällen und auch am Generalverdacht. Oder etwa doch am russischen Desinteresse? Doch trotz vielen tollen Leistungen ist er wieder einmal der Superstar der WM schlechthin: Usain Bolt setzte sich am neunten Tag der WM mit seiner achten WM-Goldmedaille die Krone zum erfolgreichsten WM-Athleten auf. Damit löste er Carl Lewis (USA) ab. Besonders nach den vielen Dopingfällen im Vorfeld und dem damit verbundenen Wegfall seiner stärksten Konkurrenten heißt es nun mehr denn je: Nur ein Bolt kann einen Bolt schlagen.
Skandale in sportlicher und politischer Hinsicht
Wie gewohnt gibt es auch die ein oder anderen Skandale. Schon vor der WM wurden mehrere namhafte Sportler, wie zum Beispiel Tyson Gay (USA) oder Asafa Powell (Jamaika) des Dopings überführt und von den Titelkämpfen ausgeschlossen. Zuletzt erwischte es Kelly-Ann Baptiste (Trinidad & Tobago), die Moskau noch vor ihrem Vorlauf über 100 Meter schon wieder verlassen hatte. Aber auch die Politik spielte eine Rolle. So hat Jelena Issinbajewa für einen Skandal gesorgt, als sie das Anti-Homosexuellen-Gesetz verteidigte. „Wir verstehen uns als traditionelles Volk“, sagte sie. Ferner befürchtet die neue Stabhochsprung-Weltmeisterin: „Wenn wir all diese Dinge auf unseren Straßen zulassen, würden wir Angst um unsere Nation haben.“ Es erübrigt sich fast zu erwähnen, dass Issibajewa eine starke Befürworterin Wladimir Putins ist. Zurückrudern konnte sie nicht mehr, der Versuch der Schadensbegrenzung misslang. Ihre Aussage war zu unmissverständlich. Einige Athleten forderten sogar, die Olympischen Winterspiele in Sotschi im nächsten Jahr zu boykottieren.
Die Teilnehmer müssen damit umgehen können
Sicher, nach den Olympischen Sommerspielen von 1936 in Berlin war den Verantwortlichen klar, dass solche Sportereignisse nur zu gerne für Propaganda genutzt werden. Aufgrund dessen verbietet die Olympische Charta sogar politische Demonstrationen. Wer allerdings auf die Freiheit, die Gleichheit und den Fair-Play-Gedanken plädiert, missbraucht das Sportereignis nicht. Nach wie vor gilt also: Wenn genug Geld fließt, erhalten Länder und Städte den Zuschlag für solche Großereignisse, die ihn nicht immer auch verdient haben. Damit müssen die Athleten umgehen, auch in Zukunft. Auch bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014. Auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018. Immerhin hat die Leichtathletik-Weltmeisterschaft nun ein Ende. Bedauerlich, dass ein solches Ereignis und die dort erzielten Leistungen nicht die verdiente Würdigung erhalten. Der ein oder andere Russe wird vielleicht sogar froh sein, dass es endlich vorbei ist. Für’s Erste.
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