Das Wunder der Liebe ist für die meisten ein unerforschtes Rätsel. Verstehen wir die Liebe überhaupt noch als Wunder? Die Forschung kann der Liebe die klassisch romantische Vorstellung nehmen.
„Ich glaube an die Natur und mein Verständnis von Wundern ist die Evolution“, antwortet Dr. Bernhard Fink, Evolutionspsychologe an der „Georg-August-Universität“ in Göttingen, wenn er gefragt wird, was er von Wundern hält. Der Naturwissenschaftler ist fasziniert von der Vielfalt von Wechselbeziehungen der Natur und insbesondere im menschlichen Zusammenleben. Das höchste, was man unter menschlichem Zusammenleben versteht, ist eine Partnerschaft, die aus der Liebe entsteht. Mit diesem Thema beschäftigt sich Dr. Bernhard Fink in seiner Forschung, eben mit der Partnerwahl und der Attraktivitätsforschung.
Nach Auffassung der Wissenschaft existiert bereits eine gegenseitige Kompatibilitätsprüfung bis zu einem gewissen Grad. Probanden, also Männer und Frauen, werden auf ihre Geruchspräferenzen getestet, dadurch wird unbewusst bereits ein kleiner Teil der Genetik des Partners übermittelt. Der Evolutionspsychologe ist der Meinung, dass wenn er alles nur noch durch die „wissenschaftliche Brille betrachten würde, ihm ein erheblicher Teil an Lebensqualität verloren ginge“.
Ein Verständnis von Partnerwahl und Liebe, bei dem nur noch die genetischen Profile ausgetauscht werden, ohne sich zu unterhalten, wäre Dr. Fink viel zu mechanisch. Allein aus dem genetischen Befund lässt sich nicht schließen, wie sich ein Mensch individuell entwickelt, wie sein Charakter wird, wie er sein Aussehen formt oder wie er sich verhält. Aber diese drei Eigenschaften sind wichtige Hinweisreize, die Männer wie Frauen beispielsweise an einem Samstagabend in einer Bar oder einer Diskothek wahrnehmen. Die Wahrnehmung der Eigenschaften sorgt sogar für die Urteilsbildung.
In dem Moment, wenn Mann und Frau miteinander flirten, verhalten sie sich auf eine bestimmte Art und Weise. Sie gestikulieren und senden Signale aus, die das Gegenüber dazu nutzt, um herauszufinden, ob eine längerfristige Beziehung aus dieser Begegnung werden kann, ob das Flirten ernst gemeint wird oder ob sich das Gespräch nur als ein kurzes Abendvergnügen herausstellt. Genau dieses kurze Vergnügen suchen aber immer mehr Menschen, die sich für ein Leben als Single entscheiden. In Zeiten von Social Networks „entsteht eine Illusion vom Luxus, dass es vermeintliche Partner wie Sand am Meer gibt“. Die Profile werden einfach durchgeklickt und permanent stößt man auf attraktive Gesichter. Dies verführt Menschen leichter dazu, eine Partnerschaft aufzulösen.
Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, auf einen der wenigen Partner zu treffen, der für den Rest des Lebens geeignet ist, verschwindend gering, das bestätigt die Statistik, wie die Genetik. An dieser Stelle finden Wissenschaft und Romantik wieder zueinander. Die Vorstellung von dem einen oder der einen Richtigen wird hier nicht widerlegt, sondern bestätigt. Für Dr. Fink verliert das Leben nur dadurch, dass seine Komplexität erklärt werden kann, nicht seinen Status als Wunder, genau so wenig muss es die Liebe in unserer Gesellschaft tun. Vielleicht beeinflusst die Forschung an der Partnerwahl unser Denken in Zukunft stärker als jetzt, aber Liebe ist und bleibt Gefühlssache, egal, ob man weiß, wo die Gefühle herkommen oder nicht.
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