Der Wunsch nach Schönheit verfolgt uns unser Leben lang. Schon von klein auf wird uns gezeigt, was schön ist und was nicht. Doch was für Gefahren birgt er? Sind wir bereit, in einen Kampf zu ziehen, der zum Scheitern verurteilt ist? Oder erkennen wir die wahre Schönheit hinter dem Prinzessinenkleid?
Schon von klein auf wird uns gezeigt, was schön ist und was nicht. Wir sehen uns einen berühmten Disney-Film an, oder schauen die neuste Verfilmung der Barbiereihe. Seit wir davon träumen, selbst eine kleine Prinzessin zu sein, wissen wir, dass eine schöne Frau dünn zu sein hat. Sie ist dünn, hat glänzendes Haar, eine reine Haut und große Augen. Eine hässliche Frau dagegen hat viel mehr Möglichkeiten. Sie kann dünn oder dick sein. Niemals aber kommt ihr Erscheinungsbild an das der guten Heldin heran.
In unseren Köpfen wird also von klein auf alles, was nicht den Maßstäben der Prinzessin entspricht, als schlecht abgespeichert. Auch heute noch wird uns bei jeder Gelegenheit gezeigt, wie die ideale Frau auszusehen hat. Aus jeder Zeitschrift lacht uns die perfekt gebaute Frau an. In jeder Werbung schenkt sie uns ihr Lächeln. Entweder man hat genug Selbstbewusstsein, um das einfach an sich vorbeiziehen zu lassen, oder man fängt an, sich danach zu sehnen, auch so aussehen zu können.
Die Prinzessin als Traumideal
Es ist nichts falsch daran, an sich zu arbeiten. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Sport tun jedem Menschen gut. Was ist aber, wenn der Wunsch nach Schönheit zu einer Sucht wird? Die Zahl der an Essstörung erkrankten Jugendlichen steigt stetig. Seit den späten 90ern kommt es zu immer mehr Todesfällen durch Magersucht. 2012 waren laut einer Studie über 50 Prozent der 16- bis 17-jährigen Mädchen nicht zufrieden mit sich selbst. Natürlich gibt es viele weitaus schwerer wiegende Ursachen, die eine junge Frau dazu treiben, in den Hungerstreik zu treten, als das Lächeln einer schlanken Frau auf dem neuen Vogue-Cover. Dennoch ist es Fakt, dass mit den größeren Möglichkeiten der Werbebranche auch die Zahl der Frauen steigt, die an mangelndem Selbstbewusstsein leiden.
In meinen Augen bringt uns die Gesellschaft dazu, uns selbst als hässlich zu empfinden. Es sind die kleinen Mädchen, die davon geträumt haben, eine Prinzessin zu sein, die sich zu Tode hungern. Sie lassen diesen Traum unterbewusst ihr Leben beherrschen. Wenn sie bemerken, dass es ein Alptraum ist, sind sie meistens schon gefangen in ihrem Selbsthass. Trotz der hohen Zahl der an Essstörung erkrankten Mädchen würden wir es selbst nie in Betracht ziehen, davon gefährdet zu sein. Nur leider ist es bei der Magersucht wie bei den meisten Süchten auch; sie breitet sich langsam aus. Oft führt eine harmlose Diät dazu, dass wir in einen Teufelskreis geraten, der unser Leben zur Hölle macht. Ist es nicht besser, ein paar Kilogramm mehr auf den Rippen zu haben, als so wenig zu wiegen, dass wir zusammenbrechen?
Der Kampf gegen das Verwelken
Aber wir versuchen nicht nur durch Essstörungen unser Schönheitsideal zu erreichen. Auch durch aufwendige Operationen versuchen wir das perfekte Aussehen zu erlangen. Ein guter Freund von mir vergleicht Frauen immer mit Blumen. Und Frauen, die sich operieren lassen, sind Blumen, die alles dagegen tun wollen, zu welken. Wenn wir das Gefühl haben, zu dick zu sein, lassen wir uns den Magen verkleinern. Wenn unsere Haut altert, lassen wir sie liften. Wenn unsere Nase schief ist, lassen wir sie richten. Wir leben in einer Welt, in der jeder Mensch so aussehen kann, wie er will. Wenn er genügend Geld hat natürlich. Und auch, wenn uns scheinbar nichts so einfach glücklich machen kann, wie eine Schönheitsoperation, ist dieses Thema doch sehr umstritten. Die einen verfluchen sie, die anderen preisen sie. Wann ist ein chirurgischer Eingriff also völlig in Ordnung und wann wird der Schönheitswahn zu einer kranken Sucht?
Berühmte Persönlichkeiten, wie Lil‘ Kim, Jocelyn Wildenstein, Amanda Lepore, Dana Delany und viele weitere zeigen uns, wie eine einzige missglückte Operation uns völlig entstellen kann. Man findet immer etwas, was noch nicht ideal ist. Man unterzieht sich einer kleinen OP und schon sieht alles wieder gut aus. Bis man eines Morgens aufwacht, in den Spiegel schaut und bemerkt, dass alle kleinen Makel schöner waren, als diese puppenhafte Person, die man jetzt im Spiegel vor sich hat. Nur wenn man bemerkt, dass man übertrieben hat, ist es wie bei allen Süchten meistens schon zu spät.
Schönheits-OPs – eine differenzierte Betrachtung
Schönheitsoperationen von vornherein als schlecht abzutun, halte ich trotzdem nicht für richtig. Wie die meisten Menschen, würde ich gerne in einer Welt leben, in der sich jeder so akzeptiert, wie er ist. Aber das ist nicht möglich. Es gibt so viele Menschen, die unglücklich mit ihrem Körper sind. Beispielsweise eine junge Frau, die unglücklich ist mit ihrer zu großen Nase. Sie weint nächtelang und versucht alles, um sie zu verstecken. Sie ist unglücklich. Dann lässt sie sich die Nase richten und ist jetzt zufrieden und fröhlicher. Hat sie sich jetzt selbst verkauft, oder sich womöglich vor einem unglücklichen Leben bewahrt?
Es ist vielleicht schwach, sein Leben von solchen Oberflächlichkeiten bestimmen zu lassen. Aber nicht jeder von uns kann ein starker Mensch sein. Wenn uns also eine kleine Operation hilft, uns selbst akzeptieren zu können, dann halte ich das für die richtige Entscheidung. Jeder Mensch sollte genügend Selbstbewusstsein haben, um sich selbst schön zu finden. Wenn es dazu einen kleinen chirurgischen Eingriff benötigt, dann ist das aus meiner Sicht eine tolerable Sache. Ich habe gelernt, dass sich Schönheit für jeden Menschen anders zum Ausdruck bringt. Durch einen gesunden Lebensstil, durch Essstörungen, durch Operationen oder natürliche Akzeptanz.
Aber was davon ist die wahre Schönheit?
Jeder von uns kennt den Spruch: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Das ist immer leicht daher gesagt, aber stimmt es trotzdem? Es gibt kein Model und keine Schauspielerin, die von allen Menschen als schön empfunden wird. Die Fans der besagten Berühmtheiten argumentieren immer wieder, dass der Grund für die Missgunst purer Neid oder Boshaftigkeit ist. Bei vielen mag das auch stimmen, aber es ist Tatsache, dass ein Mensch nie jedem gefallen kann. Genau da liegt das Problem. Man versucht immer, es allen recht zu machen. Man möchte von jedem als schön empfunden werden. Das ist ein Kampf, den man nur verlieren kann. Und immer mehr junge Mädchen treten ihn an, um zu scheitern.
Wir müssen lernen, dass die „perfekte Frau“ nicht existiert. Was die Märchenprinzessinnen so schön macht, ist nicht nur ihr Aussehen. Es ist ihr Charakter. Und während wir unser Äußeres pflegen, sollten wir nie vergessen, auch unser Inneres zu pflegen. Das war es schließlich, was uns früher in den Bann zog. Die reine Seele, die sich auf der reinen Haut wiederspiegelte.
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