Und Action: Listiger Verrat. Ausweglose Flucht. Erbitterter Kampf. Freier Fall. Grausamer Tod. Der perfekte Horrorfilm. Wir sehen unseren intimsten Ängsten ins Auge. Ein „Spiel“ unseres Nachtbewusstseins. Oder doch weise Lerneinheit? Sigmund Freud, ein verstorbener Tiefenpsychologe und Traumdeuter, hätte seine reinste Freude daran gehabt. Wissenschaftler meinen, Träume sind „Schäume“, erklärt Diplom-Psychologe Klausbernd Vollmar. Sie seien laut Naturwissenschaftlern lediglich ein Produkt „von Nervenentladungen im Gehirn“. Also ist Traumdeutung Humbug?
„Manchmal sind wiederkehrende Albträume Zeichen einer psychischen Krankheit oder eines ernsten Traumas“, schreibt die Zeitschrift Apotheken Umschau. Circa fünf Prozent der Deutschen leiden regelmäßig an eigenen Horrorszenarien. „Regelmäßig“ meint über drei Monate hinweg mindestens einmal pro Woche. Forscher vermuten, dass gestresste, sensible und kreative Menschen eine höhere Veranlagung zu Albträumen haben. Dr. Michael Schredl meint jedoch: „Es gibt Abhilfe.“ Er ist Schlafforscher. Seine Methode lautet: Konfrontation, Bewältigung und Training. Der Meinung ist auch Klausbernd Vollmar. Er beschäftigte sich u. a. mit den Theorien Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs. Der Träumer entspannt sich bewusst. Freiwillig versetzt er sich in die gleiche Traumatmosphäre mit dem Willen eine Konfliktlösung zu finden. Bei einer Verfolgung besteht die Möglichkeit sich umzudrehen und den Gegner zu fragen, warum er sich so verhält. Die Schwierigkeit besteht darin, den Traum aufleben zu lassen und ihn sanft zu steuern ohne aufzuwachen. Der Traum muss weiterhin fließen. Wen seine Gefühle überfordern, der wacht auf. Traumdeuter meinen, der Träumer wache auf, bevor er eigenes Blut sehe oder sterbe.
Wer hingegen „Angst vor dem Einschlafen bekommt“ oder unter Schlafstörungen leidet, sollte zum Arzt gehen, erklärt der Schlafforscher. Albträume sind aber zu unterscheiden von schlechten Träumen. Von Horrorszenarien wacht der Träumer auf, schlechte Träume sind ‚lediglich‘ negativ geprägt, meint die Zeitschrift Spiegel Online. Es gibt aber auch viele weitere Traumarten.
Meister und Schöpfer meiner Träume
Neben dem ‚banalen‘ Alltagstraum gibt es u.a. den wiederkehrenden Traum. Freud meint, dieser sei dem Albtraum sehr ähnlich, denn auch er möchte auf etwas aufmerksam machen, z. B. auf verdrängte Emotionen. Klausbernd Vollmar bemerkt, der Unterschied liege darin, dass er nicht derart schockierend und beängstigend sei.
Im Buddhismus und Hinduismus ist der Klartraum, auch luzider oder bewusster Traum genannt, sehr bekannt. Ziel ist es, sein Bewusstsein auch im Schlaf zu halten. Das Tagesbewusstsein dominiert dann das Nachtbewusstsein. Wer geübt ist, kann seine Wunschphantasien in seinen Träumen wahrwerden lassen. Klarträumer können ihre innigsten Wünsche im Traum wahr werden lassen. Der Haken: Wer bewusst träumen will, muss gut trainiert sein und bewusst leben – möglicherweise mit Hilfe von Meditation. Wem das gelingt, sollte sich über die Nachteile im Klaren sein: Traumdeuter warnen davor, dass der Träumer sich die Chance nimmt, mit seiner Psyche konfrontiert zu werden. Außerdem sollte er nie länger als zwei Wochen luzid träumen. Klausbernd Vollmar rät zu dieser Art des Träumens, wenn Albträume gelöst, Verhaltensweisen abgelegt oder angelernt werden wollen. Manche Therapeuten helfen beim Erlernen dieser Technik.
„Was stimmt mit mir nicht? Bin ich verrückt? Ich träume nicht.“
So oder ähnlich klagen viele Menschen in Chat-Portalen. Wissenschaftler fanden jedoch heraus, dass jeder Mensch im 90-Minuten-Rhythmus träumt. Wer denkt, er träume nicht, könne sich nur nicht daran erinnern. Wer nur wenige Tage nicht träumt, wird psychotisch und stirbt schnell, erklärt der Diplom-Psychologe Klausbernd Vollmar.
Wer seine Erinnerung auffrischen möchte, kann einige Tipps befolgen. Wichtig sei die innere Haltung: Träume ‚wollen‘ ernst genommen werden. Wer denkt „Träume sind Schäume“, sollte sich nicht wundern, wenn die Erinnerung verfliegt. Drogen, wie Alkohol oder Marihuana, Beruhigungsmittel und ein voller Magen beeinflussen das Erinnerungsvermögen. Wer sein Leben bewusst lebt, positive Musik hört und wohltuende Düfte riecht, verbessert die Einschlafatmosphäre und kann sich leichter erinnern. Außerdem ist es wichtig, langsam aufzuwachen – nicht beim ersten Weckerklingeln aufspringen. Wer aufwacht, erhöht seine Erfolgschancen, wenn er sich in die Einschlafposition begibt. Dann kann der Traum langsam Revue passiert werden lassen und in einem Traumtagebuch festgehalten und analysiert werden. Besonders wichtig sind die eigenen Gefühle im Traum und während des Aufwachens die auftretenden Personen, der Grund des Aufwachens und möglicherweise äußere Einflusse, die in den Traum aufgenommen wurden. Möglicherweise behandeln Traumserien das gleiche Thema. Traumdeuter empfehlen ein Traumtagebuch zu führen, um auf bestimmte Dinge aufmerksam gemacht zu werden und diese zu ändern. Die Wissenschaft sieht das anders.
Traumdeuter vs. Naturwissenschaft: Warum das ganze Theater?
Freud meint, Träume entspringen dem Unterbewusstsein. „Sie bringen intimste Wünsche zum Vorschein, an die wir im Wachzustand nicht einmal zu denken wagen. Doch Freuds Vermutungen waren bloße Theorie“, erklärt die wissenschaftliche Website www.dasGehirn.info. Träume seien nicht dafür da, Emotionen zu verarbeiten, wie Freud meinte, man erinnere sich am Morgen sogar besser daran. Jetzt bleibt die Frage: Warum? Möglicherweise verarbeitet man gerade so seine verdrängten Gefühle, denn in Luft auflösen, kann sich schließlich – nach dem heutigen Stand der Wissenschaft – nichts. Sicher ist, wie Freud schon sagte, der Traum ist der Hüter des Schlafs. Dieser ist lebensnotwendig.
Weitere Informationen:
„Irrte Freud?“: http://dasgehirn.info/handeln/schlaf-traum/irrte-freud-291/
„Lexikon der Traumdeutung“: http://www.lexikon-der-traumdeutung.de/
Literatur:
Freud, Sigmund: Die Traumdeutung. In: Freud: Studienausgabe, Bd. II, Frankfurt/M. 1972, Fischer Verlag
Jung, Carl Gustav: Seminare Traumanalyse. Nach Aufzeichnungen des Seminars 1928-1930. Olten, Freiburg 1991, Walter Verlag
Vollmar, Klausbernd: Das Große Praxisbuch der Traumdeutung. Wie man seine Träume versteht. München Oktober 2011, Knaur Taschenbuch
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