Auf die bestandene Eignungsprüfung folgt das schönste Studium, das ich mir vorstellen kann. Aber was erwartet dich in den unterschiedlichen Studiengängen? Hört man die ganze Zeit lang nur Musik oder lernt man auch etwas über Intervalle und Akkorde?
Jeder Studiengang unterscheidet sich ein bisschen von den anderen. Ich stelle dir hier vier Studiengänge vor, mit denen ich mich nach meinem Abitur auseinandergesetzt habe. Du wirst merken, dass alle einen anderen Schwerpunkt setzen und doch viele Gemeinsamkeiten aufweisen.
1. Musik auf Lehramt
Entscheidet man sich für den lehramtsbezogenen Bachelorstudiengang, erwartet einen eine ausgewogene Mischung aus sehr vielen Bereichen der Musik. Egal, ob man sich für die Primar- oder die Sekundarstufe entscheidet, erhält man Unterricht in mindestens einem Instrumentalfach und Gesang. Zudem steht Tonsatz und Gehörbildung auf dem Stundenplan der ersten Semester. Hier lernt man nicht nur die Grundlagen der klassischen Stimmführung und Intervalle, sondern auch Rhythmen und Melodien nach dem Gehör zu notieren. Außerdem erhält man einen Einblick in die Musikwissenschaft und die Musikpädagogik.
Insbesondere beim Lehramt für Grundschule geht man dabei häufig nicht besonders stark in die Tiefe. Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich über die vorgeschriebenen Seminare hinaus noch in viele weitere Seminare freiwillig dazusetzen kann. Oft werden Vertiefungsseminare zu spezifischen Themen, wie „Triosonaten von Bach“ oder „Filmmusik im 20. Jahrhundert“, angeboten. Wenn dich ein Thema interessiert, sprich die Lehrperson an und frage, ob du freiwillig teilnehmen darfst. Zusätzlich bietet jede Hochschule eine Auswahl an Ensembles an. Du kannst dich für die Teilnahme an dem Ensemble entscheiden, das dich am meisten interessiert und zu deinen Fähigkeiten passt.
Bedenke, dass du beim Lehramtsstudium immer noch ein zweites Fach und Bildungswissenschaften studierst. Teilweise studierst du daher gleichzeitig an einer Musikhochschule und einer Universität. Es erfordert ein gewisses Organisationstalent, um alles unter einen Hut zu bekommen.
2. Musikwissenschaft
Viele Universitäten bieten neben dem „lehramtsbezogenen-“ auch den „Zwei-Fach Bachelor“ mit dem Fach „Musikwissenschaft“ an. Auch hier studierst du noch ein zweites Fach. Da hier oftmals auf eine Eignungsprüfung verzichtet wird, umfasst das Studium leider keinen Instrumental- oder Gesangsunterricht. Auch hier erfährst du mehr über die Grundlagen in „Tonsatz“ und „Gehörbildung“. Während Musikpädagogik, wenn überhaupt am Rande behandelt wird, steht die „Musikwissenschaft“ als solche mit ihren verschiedenen Teilbereichen im Mittelpunkt.
Ich habe insbesondere die Seminare als besonders spannend empfunden, in denen wir sehr tiefgehende Analysen von Haydns Symphonien durchgeführt haben. Manches entdeckt man eben erst, wenn man ganz genau hinschaut. Trotz der ganzen Theorie bleibt auch hier genug Zeit für die Ensemble-Praxis. Da die Musikwissenschaft sehr viele Teilbereiche hat, lohnt es sich, eine Universität zu wählen, die sich auf Bereiche spezialisiert, die dich interessieren.
3. Tonmeister
Dieser Studiengang hat es in sich. Neben den Bereichen, die auch in den zuvor beschriebenen Studiengängen aufgeführt sind, stehen Raumakustik, Mathematik, Physik, Technik und vieles mehr auf dem Stundenplan. Dabei kommt deinem Gehör eine zentrale Aufgabe zu. Ein Student erzählte mir, dass es bei der Eignungsprüfung in Detmold beispielsweise dazu gehöre, aus einem Orchesterwerk fehlerhaft gespielte Töne zu erkennen und in der Partitur zu benennen. Dafür bekommt man während des Studiums aber bereits die Gelegenheit, in perfekt ausgestatteten Tonstudios zu experimentieren. Wenn ich nicht hätte Lehrer werden wollen, wäre das mein absoluter Traum-Studiengang gewesen.
4. Bachelor of Music
Nicht an jeder Musikhochschule heißt dieser Studiengang so, aber gemeint ist in jedem Fall, das Studium eines bestimmten Instrumentes oder Gesang. Hier kommt man nur rein, wenn man an seinem Instrument sehr fortgeschritten ist. In diesem Sinne dreht sich in diesem Studiengang alles um dein Instrument. Alle anderen zuvor beschriebenen Elemente eines Studiums werden dir zwar auch begegnen, aber die meiste Zeit wirst du damit beschäftigt sein, dein Instrument zu üben und mit anderen zu musizieren. Schließlich soll dich das Studium darauf vorbereiten, auf den großen Bühnen der Welt zu spielen. Auch wenn es bis dahin ein langer Weg ist, auf dem mehr als nur ein Bachelorstudiengang liegt. Gegen Ende dieses Studiums ist es üblich, ein eigenes Konzert zu spielen.
Ich habe hier nur eine kleine Auswahl an Studiengängen vorgestellt. Wenn man sich durch die Internetseiten der Musikhochschulen klickt, stößt man auf über 30 verschiedene Studiengänge von „Musikjournalismus“ über „Musical“ bis hin zu „Komposition und Improvisation“. Übrigens ist es mittlerweile fast überall möglich, zwischen einem klassischen und einem Rock-/Pop-/Jazz- Schwerpunkt zu wählen. Mach dich also auf die Suche nach dem Studiengang, der am besten zu dir passt.
Da ich selbst nur einen dieser Studiengänge studiert habe, kann es sein, dass du mehr darüber weißt als ich. Wenn du selbst einen der beschriebenen oder einen anderen musikbezogenen Studiengang studierst, teile doch deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren. Ich freue mich auf den Austausch mit dir!
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