Man strebt ein Ziel an, geht Schritt für Schritt und gibt alles, um sein Vorhaben zu erreichen. Aber wann ist man wirklich am Ziel? Geht das im Lebensfluss überhaupt? Oder ist das eigentliche Ziel doch erst der Anfang von einem viel weiteren Weg, den wir uns zuvor noch nicht erträumen haben?, fragt sich unsere Autorin Vanessa.
Traust du dir deinen Traumjob zu?
Das Network-Marketing war von nun an eher wieder unwichtig für mich. Zum Glück, denn wirklich wohl fühlte ich mich mit dieser Übergangslösung nicht. Die Kunst wurde jetzt wieder präsent. Sie rief mich mit aller Kraft. Und ich war wie in Trance in meinem Wirken. Ein wundervolles Gefühl, das fast süchtig machte. So versuchte ich doch, es zu wagen, mich als Künstlerin zu verwirklichen.
Wobei ich noch eine Menge an Größe dazu gewinnen sollte, um in den großen Welten nicht unterzugehen. Ich hielt mich selbst noch immer viel zu klein. Dazu aber ein anderes Mal mehr. Durch meine Teilnahme am „Artbattle“ war ich nun an einem Punkt angekommen, von dem ich mir niemals auch nur erträumt hätte, dort sein zu können. Ich konnte nun mit meiner Kunst leben und arbeiten.
Den Mutigen gehört die Welt
Mein Selbstwert war noch immer nicht ganz da. Dennoch fasste ich den Mut und meldete mein erstes Kleingewerbe an. Bald folgte ein Print- und ein Onlineshop. Vermarktung und Werbung waren nun Teile meiner Arbeit, aber war ich das überhaupt? Ich fühlte mich nicht wohl in der Rolle der Verkäuferin. Schließlich war ich doch Künstlerin und wollte einen Mehrwert weitergeben.
Diesen Hintergrund konnte ich lange auch nicht verstehen. Außerdem gehörten Galerien von nun an zu meinem Leben dazu. Das Zusammentreffen mit Kunden und anderen Künstlern gaben mir so viel – jedes Mal aufs Neue. Und immer, wenn ich am Zweifeln war, erinnerte ich mich an dieses tolle Gefühl. Aber dennoch fehlte mir noch irgendetwas. Was das war, konnte ich noch nicht benennen.
Den größten Kampf führst du immer gegen dich selbst
Der Kampf gegen mich selbst tobte noch. Ich wollte rauskommen und weiterkommen. Meine Komfortzonen endlich verlassen, um mein Potential komplett auszuschöpfen. Daraufhin folgte eine sehr starke Selbstfindungsphase mit allem, was dazu gehört. Ich strebte einen Image-Wechsel an.
Meine langen Haare, welche ich seit meiner Krebs-Glatze sorgfältig wachsen ließ, wurden kurzerhand abgeschnitten und blondiert. Ich versuchte, alles im Außen zu ändern, aber verstand nicht, wieso ich nicht fand, wonach ich suchte, um mich „komplett“ zu fühlen. Und gerade als ich dachte, auf meinen Weg richtig und endlich am Ziel zu sein, klingelte sinnbildlich mein Wecker.…
Das Ziel ist noch nicht in Sichtweite
Fast genau sechs Jahre später wurde ich erneut ins Krankenhaus eingeliefert. Mit dem Satz:“ Es ist leider wieder bösartig!“ Ein zweites Mal durfte mir also der Boden unter meinen Füßen weggezogen werden, bis auch mein Verstand auf gleicher Höhe angekommen war.
Alles, was ich immer noch suchte, war schon längst da. Nur konnte ich diesen Ruf nicht verstehen beziehungsweise wollte ich das nicht. Oder ich war noch nicht bereit dazu. Den was ich dadurch verstehen durfte: Am Ziel war ich noch lange nicht. Das Ganze war bis jetzt erst mein Anfang gewesen.
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