Der Mensch ist – heute nur noch meist auf ironische Weise – die „Krone der Schöpfung“. Am sechsten Tag laut biblischem Bericht geschaffen, soll er Sorge tragen für alles, was Gott geschaffen hatte. Ja, er trägt als Krone der Schöpfung Verantwortung für alles. Der Herr macht Sein Ebenbild aber nicht zum Beherrscher von allem und gibt ihm nicht die Erlaubnis, missbräuchlich mit der Erde umzugehen.
Verantwortung für alles Leben
Im Buch Genesis ist der Auftrag Gottes an die Menschen klar festgehalten: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen“ (Gen 1,28). Im Einklang mit der Natur und ihrer Kraft leben – das ist die Bestimmung des Menschen. Über alle Tiere soll der Mensch herrschen, aber nicht Sinne des „Beherrschens“, sondern, um der letzte Teil zur Vollkommenheit der Schöpfung zu sein.
Dazu gehörte von jeher die Arbeit – zunächst im Garten Eden und nach der Vertreibung aus dem Paradies auf dem Acker. Ein „zweiter“ Schöpfungsauftrag findet sich im 9. Kapitel der Genesis, nach der Sintflut. Gott sagte zu Noah und seinen Nachkommen: „Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben. Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen.“
Schöpfungsauftrag versus Mission der Kirche?
Heute sieht das Leben ganz anders aus. Auch das Denken der Natur gegenüber hat sich geändert. Nachhaltigkeit ist angesagt und auf den ökologischen Fußabdruck wird geachtet. Diese Denkweisen halten auch Einzug in der Kirche. Dabei droht auch eine Verschiebung des kirchlichen Fokus. Klimawandel, Klimaschutz und Verantwortung für die Schöpfung: Begriffe, die vom gesellschaftlichen Diskurs ihren Weg in die Kirche gefunden haben. Letzteres war und ist noch immer wichtig, doch Vorsicht ist geboten, wenn es vom eigentlichen Auftrag der Kirche und ihrem Sein in der Welt ablenkt. Geschieht das, wäre die Kirche nichts anderes mehr als eine sogenannte „NGO“, eine Nichtregierungsorganisation.
Alles prüfen und das Gute behalten, mahnt der Völkerapostel Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher (vgl. 1 Thess 5,21) und das ist nicht immer dort zu finden, wo der Kirche der Applaus entgegenschlägt. Einfache Lösungen gibt es im Umweltschutz nicht.
Die Kirche, so wie sie von ihrem Gründer Jesus Christus gedacht worden ist, hat einen tieferen Auftrag, nämlich alle Menschen zu Jüngern zu machen und das Evangelium bis an die Grenzen der Erde zu tragen. Dafür sollte auch der Stellvertreter Christi, der Papst, wirken und arbeiten. Durch seine anvisierte Anwesenheit bei der UN-Klimakonferenz in Dubai, die aufgrund seiner Krankheit abgesagt werden musste, setzte Papst Franziskus jedoch ein unmissverständliches Zeichen. Das ist aller Ehren wert, doch sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden, welchen Auftrag die Kirche in ihrem Wesenskern hat.
Die kirchliche Botschaft soll die der Hoffnung sein: Eine Hoffnung auf Leben in Fülle – schon hier auf Erden für jeden, der die Hand Jesu ergreift und mit ihm gehen will. Dazu gehört ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen und der Umwelt, in sich die Spuren Gottes erkennen lassen. Dennoch: Es ist nicht damit getan, sich koste es, was es wolle, nur auf Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und -neutralität zu versteifen. Das ist nicht der Auftrag der Kirche.
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