Die ganze Welt spricht derzeit über die Corona-Pandemie. Auch mein Auslandspraktikum in Spanien wurden von der Covid-19 beeinträchtigt und ich fühlte mich gezwungen, kurzfristig abzureisen. Näheres zu der Lage vor Ort während meiner letzten Tagen in Granada erfahrt ihr hier.
Vor zwei Wochen war die Welt in Granada noch völlig in Ordnung. In der Innenstadt herrschte reges Treiben, die Bars und Restaurants waren gut besucht, die Menschen genossen das gute Wetter und die frühsommerlichen Temperaturen. Das Thema Coronavirus war zwar bereits seit einiger Zeit in den Medien präsent, hatte jedoch noch keinen Einfluss auf das alltägliche Leben. Zunächst wurde der neuartige Virus meist in einem Witz oder im Zusammenhang mit Italien angesprochen, dem europäischen Land, in dem sich der Virus bislang am schnellsten ausbreitete.
In Spanien gab es bis dahin noch keine vergleichbaren Zahlen an Covid-19-Fällen. Da zudem etwa die Hälfte aller bestätigten Corona-Fälle Spaniens in der Landeshauptstadt Madrid gemeldet worden, fühlte sich die gesamte Problematik sehr weit weg von Granada und Andalusien an. Sicherlich gab es einzelne bestätigte Fälle in Südspanien und wurden mehr Wert auf regelmäßiges und gründliches Händewaschen gelegt, doch ansonsten änderte sich im Alltag lange nichts.
Von Panik und Hamsterkäufen
Doch als Italien sein ganzes Land unter Quarantäne setzte, Italienflüge gestrichen wurden, und, begünstigt durch die Überlastung des italienischen Gesundheitssystem, der Virus eine steigende Zahl an Todesopfer forderte, kam auch in Spanien der Ball immer mehr ins Rollen. Zunächst zeichnete sich das wachsende Bewusstsein um Covid-19 bei vielen Menschen durch unkontrollierte Panik aus.
Diese Panik wurde besonders in Supermärkten sichtbar. Dort bildeten sich bereits morgens vor Ladenöffnung lange Schlangen an den Eingangstüren. Menschen, ausgestattet mit Mundschutz, rannten panisch durch das Geschäft, um sich durch Hamsterkäufe auf “die Apokalypse” vorzubereiten.
Verkäufer beruhigten hereinstürmende Kunden, indem sie versicherten, es gäbe genügend Lebensmittel. Laut Angaben der Regierung waren die Lieferketten der Supermärkte nicht gefährdet. Doch das irrationale Horten von Lebensmitteln, Kosmetikprodukten und Toilettenpapier führte zu einer Kettenreaktion an Hamsterkäufen. Dieser Irrationalität und den Egoismus führte wiederum zu manch leeren Regalen und zwang diejenigen, die bislang nicht gehamstert hatten, ein paar Tage auf Nachschub zu warten.
Wachsendes Bewusstsein um die Corona-Krise
Auch wenn Panik die falsche Reaktion war, eine gewisse Beunruhigung zu der aktuellen Corona Pandemie war angebracht. Besonders die Lage in Madrid schien langsam aus den Rudern zu laufen und erinnerte an den Verlauf der Infektionskrankheit in Norditalien. Veranstaltungen, wie Konzerte und Konferenzen, wurden abgesagt, auch Schulen wurden geschlossen. Vermehrt kam es in Gruppenchats zu Diskussionen und Streitigkeiten bezüglich Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus. Unter anderem von Seiten italienischer Studenten kam die Aufforderung, die Situation ernst zu nehmen und persönliche Kontakte zum Wohle der Gemeinschaft herunter zu schrauben. Dies traf bei so manchem auf Unverständnis, welche das neuartige Viruserkrankung fälschlicherweise mit einer Grippe gleichstellten sowie die Panik und getroffene Maßnahmen als übertrieben ansahen.
Doch als in der Provinz Granada am 12.03. die ersten sieben Corona-Infizierten bestätigt wurden, wandelte sich die Situation. Es appellierten immer mehr Menschen dazu, zu Hause zu bleiben („quedate en casa“), nicht mehr auswertig zu essen, nicht mehr feiern zu gehen, und die Arbeit im Home-Office zu absolvieren. Über den Coronavirus wurde längst nicht mehr gelacht. Auch der Gruppenleiter meiner Laborgruppe berief eine Besprechung für den kommenden Morgen ein.
Nach seiner Prognose würde das Forschungsinstitut, in dem ich mein Praktikum absolvierte, in Kürze für einen Zeitraum von mindestens ein bis zwei Monate schließen. Nachrichten zu neuen Einschränkungen kamen inzwischen im Stundentakt. Das Institut schloss ab sofort seine Gemeinschaftsräume, Küche, Konferenzräume, und die Großraumbüros.
Der Aufenthalt in dem Forschungszentrum sollte auf ein absolutes Minimum beschränkt werden, neue Experimente durften nicht mehr angesetzt werden und nur bestehende Experimente durften fortgesetzt werden. Außerdem wurde die Anzahl an Wissenschaftler, die sich in einem Raum aufhalten duften, beschränkt und sollte ein entsprechender Regierungsbeschluss fallen, würde das Forschungsinstitut unverzüglich schließen.
Die Flucht zurück in die Heimat
Als mich eine deutsche Freundin, die derzeit ein Auslandsstudium in Bologna absolvierte und bis auf weiteres in Italien in ihrer Wohnung festsaß, davor warnte, demselben Schicksal zu verfallen, hatte ich meinen Entschluss gefasst und kurzentschlossen einen Rückflug nach Deutschland gebucht. Mir war bewusst, es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu Einschränkungen im Flugverkehr zwischen Deutschland und Spanien kommen würde und auch Spanien eine Ausgangssperre verhängen würde. Wenn ich meine Wohnung schon nicht verlassen durfte, wollte ich zumindest bei meiner Familie sein und nicht in Granada auf unbestimmte Zeit festsitzen ohne persönlichen Kontakt mit meinen Mitmenschen.
Meine Annahme sollte sich bestätigen, denn bereits am kommenden Tag wurde der Alarmzustand in ganz Spanien ausgerufen und die Hauptstadt Madrid von dem Robert Koch-Institut als Risikogebiet erklärt. Für meine Rückreise war ich auf öffentliche Verkehrsmittel und Flüge angewiesen. Glücklicherweise waren diese noch nicht von der Krisensituation beeinträchtigt und ich erreichte bereits vor einer Woche den Münchener Flughafen. Doch schon wenige Tage später wäre das nicht mehr gewährleistet gewesen.
Ab Montag, dem 16. März, sollte Spanien dem Beispiel Italiens folgen und zunächst für 14 Tage eine konsequente Ausgangssperre verhängen. Diese wurde inzwischen bis zum 11. April verllängert. Geschäfte, die nicht der Grundversorgung dienen, sowie Restaurants, mussten schließen. Die Wohnung durfte nur noch für die Arbeit, Einkäufe zur Grundversorgung, Besuche von Arzt, Friseur oder hilfsbedürftigen Personen, sowie das Gassi-Gehen mit dem Hund verlassen werden. Die Einhaltung dieser Regelungen wurde streng von der Polizei kontrolliert. Nichtsdestotrotz steigen die Zahlen an Infizierten und Todeszahlen in Spanien scheinbar unaufhaltsam an.
Krisenmanagement in Deutschland
In der Zwischenzeit breitet sich der Coronavirus auch in Deutschland immer schneller aus. Als Folge wurde das öffentliche Leben stark eingeschränkt und ein Kontaktverbot in ganz Deutschland verhängt. Obwohl in Bayern eine strengere Ausgangsbeschränkung besteht als für die meisten Teile Deutschlands, bin ich dennoch froh darüber, bei meiner Familie zu sein, weiterhin draußen Sport machen zu dürfen und in einem Land zu leben, dessen Gesundheitssystem noch nicht überlastet ist. Anders als in Teilen Spaniens, Italiens und weiteren Risikogebieten, ist in Deutschland die Versorgung schwerkrankter Covid-19-Patienten aktuell weitgehend gewährleistet. Um auch in Zukunft die Todesfälle gering zu halten, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Corona-Krise gut zu überstehen, bleibt uns derzeit nicht anderes übrig, als zu Hause zu bleiben und die neuen Regelungen einzuhalten bis sie ihre Wirkung zeigen.
The whole world talks about nothing else but the corona pandemic. The crisis also affected my internship in Spain and forced me to return home earlier than planned. Here, you can read more about what happened during the last couple of days before Spain issued its lockdown.
Two weeks ago, the life in Granada still followed its regular patterns. The city center was full of people, eating out in restaurants, getting a drink in a bar and enjoying the nice weather and warm temperatures. While the topic corona virus was present in the media, it did not affect the daily life of the people yet. Initially, the virus only came up when joking or when talking about Italy where the virus spread rapidly.
However, in Spain, no comparable comparable numbers of Covid-19-patients have been reported yet. In addition, about half of all virus infections were detected in Spain’s capital Madrid. Hence, the problem seemed very distant from Granada and Andalucía. Even though some cases have been reported in the South of Spain as well, besides washing the hands more frequently, there was no greater impact on the daily life for a long time.
Stocking up
However, when Italy decided on the lockdown of the entire country, flight connections to and from Italy were canceled, and the fatalities increased rapidly due to exhaustion of the Italian health care system, Spain seemed to wake up. First, this showed in the form of panic in the supermarkets. In the morning, queues were forming in front of the entrances and people wearing face masks were running panicked through the supermarket buying loads of supplies as if they prepared for the apocalypse. Shop assistants calmed costumers who rushed into the stores and assured to hold enough supplies for their clients.
According to the government, the supply chains were not affected by the crisis. However, people continued irrational hoarding of food, cosmetics and toilet paper, thereby, initiating a chain reaction of people stocking up on all kinds of supplies. After all, these actions eventually led to empty shelves in the supermarkets and apparent shortage.
Rising awareness
Even though panicking has shown to be a useless reaction, awareness with a certain degree of discomfort regarding the corona pandemic was appropriate or even necessary. Especially the infection rates in Madrid seemed to slowly get out of hand. All types of events such as concerts and conferences were cancelled. Schools and universities closed down.
Discussions and arguments arose in various group chats about the necessity of different measures to face the corona crisis. Especially many Italian students encouraged others to take the virus more serious and to widely limit personal contact for the common good. However, others lacked understanding and mistakenly compared the infection by Sars-CoV-2 with the common flu. Accordingly, they judged the arisen panic and implemented measures.
On Thursday, March 12th, the situation changed completely when the first seven corona infections were reported in the province Granada. More and more people appealed to their fellows to stay home (“quedate en casa”). Now that the virus has officially reached Granada, they encountered less resistances. Whenever possible, people worked from home. Hardly anybody dared to joke about the corona virus anymore. The group leader of my lab also reacted and called for a meeting on the next morning.
According to his prognosis, soon, the research center would close for a minimum of one or two months. Many new regulations and limitations came in during the next couple of hours. The research center closed common rooms, open-plan offices, the kitchen, and meeting rooms. The stay in the institute should be limited to a minimum. It was prohibited to set up new experiments in the lab, however, ongoing experiments could be continued. Furthermore, the number of persons allowed inside a room was also limited. Lastly, it was announced that the research center could close at any moment if ordered by the government.
My escape to return home
A German friend, who was stuck in Italy, warned me from staying in Spain. Different than her, I should react faster and plan to travel home. As my mind was set, I booked a plane ticket to go back to Germany. Clearly, it was only a matter of time until flights from Spain to Germany would be cancelled and a lockdown was issued. If I could no longer leave my flat due to a lockdown, for sure, I would prefer to be with my family instead of being stuck in my flat in Granada for an unknown period without personal contact with another human being.
My predictions should come true the next day when the Spanish government announced the state of alarm for the entire country. Furthermore, the German Robert Koch-Institute declared Madrid as a high-risk area. To travel back home, I did not only depend on my flight but also on public transportation to the airport. Luckily, the transportation was not yet affected by the crisis and I reached Munich airport without further incidents. Just a few days later, it would have been tremendously more difficult to come back home.
Beginning from Sunday, March 15th, Spain followed Italy’s example and issued its lockdown that was recently extended until Aril 11th. Shops that were not required for the basic needs and restaurants had to close. It was prohibited to leave the flat except for work, shopping essential goods, seeing your doctor, hairdresser and people who required help, or walking the dog. Compliance to these rules was strictly controlled by police officers who patrolled the streets. Nevertheless, the virus continues to spread and infect more and more people, causing increasing numbers of deaths.
Facing the corona crisis in Germany
In the meantime, the coronavirus continued spreading across Germany. As a result, the public life was strongly restricted, and a restraining order was issued. Nevertheless, I am happy to be back home with my family, to go outside to exercise on my own, and to live in a country with a stable health care system that can still treat critically ill Covid-19 patients adequately and is not overloaded yet, as it is the case in Italy and Spain. However, to limit fatalities also in the future, to contain the fast spread of the virus, and to master the corona crisis, we must stay at home, follow the regulations and wait until they will pay off.
Schreibe einen Kommentar