Leere Ränge, Totenstille im Stadion – der Horror eines jeden Fans ist eingetreten. Ein Kommentar zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die Sportwelt.
Die Sportverrückten müssen zur Zeit ganz stark sein. Aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus werden auch in Deutschland weitestgehend Großveranstaltungen abgesagt mit dem Ziel, die Ausbreitungsgefahr so gut es geht zu reduzieren. Natürlich ist davon auch die Fußball-Bundesliga betroffen. Alle Spiele des kommenden Spieltages werden zu so genannten „Geisterspielen“: Die Spiele finden zwar statt, allerdings ohne Zuschauer. Wie lange diese Ausnahmesituation anhalten soll, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch kaum absehbar.
Was für viele aufgrund der neusten Entwicklungen die einzig richtige und vernünftige Entscheidung zu sein scheint, sorgt bei einigen Verantwortlichen des Sportes für Unverständnis. So beispielsweise bei Borussia Dortmund´s Sportchef Michael Zorc. Nach der Entscheidung, das Revierderby Borussia Dortmund gegen Schalke 04 ohne Fans stattfinden zu lassen, verwies Zorc auf die finanziellen Folgen für die Teams und schätze den Verlust des BVB´s für ein Heimspiel ohne Fans auf mehr als drei Millionen ein. Na klar ist das ärgerlich, betrachtet man allerdings den Umsatz, den der aktuelle Tabellenzweite in der Bundesliga in den letzten Jahren erwirtschaftet hat (Geschäftsjahr 2018/2019: 489,5 Mio. Euro), dürften Zorc und seine Borussia die fehlenden Millionen verschmerzen können.
Saisonabbrüche nach dem Vorbild der deutschen Eishockey-Liga?
Ganz anders sieht es nach dieser Entscheidung bei den Vereinen zwei oder drei Klassen unter dem BVB aus. Ein Beispiel ist mit den Offenbacher Kickers zu nennen. Die Zuschauer machen laut Thomas Sobotzik, dem Geschäftsführer des Regionalisten, 40 Prozent des Vereins-Budgets aus. Für diese Klubs stellt die Entscheidung eine immens bedrohlichere Hürde da, anders als für die Top-Mannschaften der 1. und 2. Liga.
Wie es nach dieser Entscheidung für die unterklassigen Ligen weiter gehen könnte, zeigt der Blick auf eine andere Sportart: Erstmals in der Geschichte der deutschen Eishockey Liga (DEL) wurde die Saison vorzeitig beendet, eine weitere Austragung ohne Fans wäre für die Liga finanziell nicht tragbar gewesen, so die Verantwortlichen. Gleichzeitig wendete sich die Liga wegen dieser „wirtschaftlichen Katastrophe“ (DEL-Boss Gernot Tripcke) an die Politik, um finanzielle Unterstützungen zu erhalten.
Genau diese Form der Unterstützung bedarf es nun auch für die bedrohten Vereine und Sportarten, um langfristige Schäden – über die aktuelle Saison hinaus – einzudämmen. Steigen die Fälle der Corona-Infizierten in Deutschland weiter an, wovon auszugehen ist, und verzichtet die Politik auf finanzielle Unterstützungen, wird es nur eine Frage der Zeit sein, dass andere Sportarten nach dem Vorbild der deutschen Eishockey-Liga nachziehen und ihre Saisons vorzeitig beenden.
Zwei große Verlierer
Für die Bundesliga und deren Mannschaften ist das undenkbar, so Liga-Boss Christian Seifert. Es gäbe Verträge, die Mannschaften bräuchten eine Planungssicherheit für die kommende Spielzeit, erklärte der Chef der deutschen Fußball-Liga. Und ist es auch nur kaum vorstellbar, dass sich an dieser Entscheidung etwas ändern wird.
Allerdings zeigen die vergangenen Tage, wie schwer sich die Verantwortlichen mit der besonderen Situation tun. Der Bundesligist Eintracht Frankfurt sollte innerhalb von vier Tagen zwei Heimspiele absolvieren, eins mit und eins ohne Fans. Erst knapp 24 Stunden vor der ersten Partie wurden beide Partien zu Geisterspielen, da das gesundheitliche Risiko doch zu groß sei.
Das Beispiel zeigt, dass Vereine nun mehr denn je mit den politischen Verantwortungsträgern in dieser Krise zusammenarbeiten müssen und, was noch wichtiger ist, die wirtschaftlichen Interessen erst einmal unterordnen sollten. Nun ist eine deutliche und einheitliche Linie von Seiten der Verbände mit dem Umgang der gegenwärtigen Situation gefragt, um für Klarheit bei den Vereinen und den Fans zu sorgen.
Die aktuelle Situation hat zwei große Verlierer in der Sportwelt: Zum einen sind das die unterklassigen Vereine und Randsportarten, die in der derzeitigen Situation um ihre finanzielle Existenz kämpfen und zum anderen – die wichtigste Komponente der Sportwelt – sind es die Fans. Die Anhänger können ihren Lieblingsklub im Moment nicht von den Spielfeldrändern der Stadien unterstützen und bei Sieg oder Niederlage begleiten.
2020 sollte DAS Sportjahr – mit der Europameisterschaft in mehreren Ländern und Olympia in Tokio – werden. Zurzeit ist es nur schwer vorstellbar, dass diese beiden großartigen Veranstaltungen so durchgeführt werden, wie es sich jeder vorgestellt hat: Mit Fans, die ihre Mannschaften und Sportler unterstützen und den Sport überhaupt zu dem machen, für was er stehen sollte: Leidenschaft, Gemeinschaft und Emotionen.
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