40 Tage nach Ostern feiert die Kirche das Fest Christi Himmelfahrt. Doch wie muss man sich diese Himmelfahrt vorstellen? Und warum bleibt der Auferstandene trotzdem auf der Erde gegenwärtig?
Ein altes Fest…
„Christ fuhr gen Himmel“, beginnt ein altes Kirchenlied, dessen Text aus dem 15. Jahrhundert stammt. Zehn Tage vor Pfingsten und vierzig Tage nach dem Ostersonntag wird in der Kirche das Fest „Christi Himmelfahrt“ begangen. Es ist ein Fest, das noch gar nicht so alt ist: Erst im 5. Jahrhundert hat es sich in der Kirche durchgesetzt und wird seither überall auf der Welt begangen. Der Festtermin ist der Donnerstag der sechsten Osterwoche. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das Fest ein staatlicher Feiertag. In anderen Ländern, in denen Christi Himmelfahrt kein Feiertag ist, kann das Fest auch am darauffolgenden Sonntag begangen werden. Diese Tatsache zeigt, wie wichtig der Feiertag im Kirchenjahr ist.
… und seine biblische Grundlage
Als biblische Grundlage dienen zwei Texte, die jeweils aus der Feder des Evangelisten Lukas stammen: Der erste findet sich im Lukasevangelium selbst und zwar an dessen unmittelbarem Ende im 24. Kapitel. Dort wird relativ knapp geschildert, wie der auferstandene Christus am Ende seines irdischen Wirkens vor den Augen seiner Jünger in den Himmel auffährt. Dabei segnet er sie. Ein wesentlich ausführlicherer Bericht der Himmelfahrt Jesu findet sich am Beginn der Apostelgeschichte, nämlich in deren erstem Kapitel. Auch dort wird von der Himmelfahrt Jesu erzählt, allerdings unter einer anderen Perspektive: Bildet die Himmelfahrtserzählung im Lukasevangelium deren Abschluss, bildet sie bei der Apostelgeschichte deren Auftakt.
Dementsprechend wird der Fokus auch hier auf das Verhalten der Jünger gelegt. In der Apostelgeschichte werden sie nach der Himmelfahrt ausgesendet, um allen Völkern das Evangelium zu verkünden. Der Auferstandene verschwindet dementsprechend nicht einfach von der Bildfläche. Er nimmt vielmehr eine andere Form der Gegenwart an. Er ist nicht mehr leibhaft auf dieser Erde da. Aber sein Versprechen, alle Tage bis zum Ende der Welt bei seinen Jüngern zu bleiben, löst er trotzdem ein: In der Evangeliumsverkündigung der Apostel und in deren Taten ist er bleibend auf dieser Welt gegenwärtig. Überall dort, wo Menschen sein Gedächtnis feiern und sich an ihn erinnern. Dort ist er, der auferstandene Herr, mitten unter ihnen.
Ostern als Erhöhung Christi
Die beiden Himmelfahrtserzählungen entfalten eigentlich nur eine theologische Aussage, die mit dem Osterfest verbunden ist: Ostern meint nicht nur die Auferstehung des toten Jesus, der am Kreuz gestorben ist. An Ostern feiern wir auch, dass Jesus zur Rechten Gottes erhöht wurde, dass er in die Herrlichkeit Gottes eingeht und zur Rechten Gottes im Himmel thront. Eigentlich feiern wir dieses Eingehen des Auferstandenen in die Herrlichkeit Gottes schon am Ostertag. Strenggenommen sind Ostern und die Himmelfahrt keine getrennten Ereignisse. Sondern die Himmelfahrtserzählungen des Lukas falten dieses Geheimnis aus und bringen es in ein ansprechendes Narrativ. Jesus geht ein für alle Mal in die Herrlichkeit Gottes ein, wo er als Kyrios die ihm zustehende Ehre erhält. Dieses Eingehen in Gott feiert Christi Himmelfahrt.
Dem Auferstandenen heute begegnen
Früher gehörte es zur Liturgie des Himmelfahrtsgottesdienstes, dass nach der Verlesung des Evangeliums die Osterkerze ausgeblasen wurde. In der Osternacht am Osterfeuer entzündet, wird sie während der ganzen Osterzeit im Altarraum der Kirche aufgestellt. Sie ist das besondere Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen in der österlichen Zeit. Damals hat man an Christi Himmelfahrt die Kerzen ausgeblasen, weil man damit zum Ausdruck bringen wollte, dass die Gegenwart des auferstandenen Herrn nach der Himmelfahrt an ein Ende gekommen ist. In der heutigen Liturgie ist der Ritus nicht mehr anzutreffen. Und das ist auch gut so! Denn Jesus, der auferstandene Herr, verschwindet nicht aus der Mitte seiner Gemeinde. Er bleibt bei seiner Kirche bis zum Ende der Welt. Auch das kommt eben an Christi Himmelfahrt zum Ausdruck: Dass der Auferstandene sich nicht einfach aus dem Staub macht und die Menschen, die ihm nachfolgen, alleine zurücklässt.
Jesus bleibt in dieser Welt. In jeder Eucharistiefeier ist er in den Gestalten von Brot und Wein und in seinem Wort in der Mitte der feiernden Gemeinde gegenwärtig. Er ist da – auch über den Tag seiner Himmelfahrt hinaus. Das ist die Zusage, die er den Jüngern gibt, die am Ölberg stehend ihm unverwandt gen Himmel nachblicken. Und deswegen sagen auch die Männer in weißen Gewändern: Schaut Jesus nicht nach, richtet euren Blick nicht länger gen Himmel! Es lohnt sich nicht, den Kopf in den Nacken zu legen und zu meinen, man würde Jesus oben am Firmament finden. Wer Jesus, den Auferstandenen, finden will, wer ihm begegnen will, der muss schon nach links und nach rechts schauen. Der muss seinen Blick auf die Mitmenschen richten, die tagtäglich unsere Wege kreuzen. Dort können wir ihn finden. Dort ist er uns nahe. Heute und an allen Tagen bis zum Ende dieser Welt .
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