Durch die Auseinandersetzungen zwischen Iran und den USA gerät auch der Irak wieder in Gefahr. Die Christen fürchten um die bisherigen Erfolge des Wiederaufbaus.
Die Lage im Iran und Irak ist wieder angespannt: Nachdem US-amerikanische Truppen den iranischen General Soleimani gezielt getötet hatten, reagierte der Iran mit Vergeltungsschlägen auf Stützpunkte der US-Streitkräfte, die im Irak liegen. Diese Entwicklungen lassen einen langjährigen Konflikt wieder aufkochen. Der Militärschlag gegen Soleimani wird dabei teilweise als irrationaler Zug der Vereinigten Staaten gedeutet. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ nach sagte etwa der ehemalige israelische Premierminister Ehud Barak, Trump sei „unberechenbar“, Israel könne sich nicht darauf verlassen, dass die USA zu ihnen stehen würden.
Irak: Abzug von Truppen
Dabei haben nun auch die Menschen im Irak Angst vor einer kriegerischen Auseinandersetzung, die sich auch auf ihrem Staatsgebiet abspielen könnte. Um weitere Konfrontationen zu vermeiden, hat das Parlament um den Abzug ausländischer Streitkräfte gebeten. Das Land hat gerade erst den Sieg über die Truppen des sogenannten „Islamischen Staats“ hinter sich und befindet sich in einer sensiblen Aufbauphase.
Christen aus Heimat vertrieben
Besonders christliche Gemeinden waren von dieser Invasion hart getroffen. 120.000 Christen mussten 2014 aus der Stadt Erbil in der Ninive-Ebene fliehen und ihre Heimat verlassen (wir berichteten). „In einer einzigen Nacht verloren die Christen im Irak Unterkunft, Arbeit und Eigentum, Kirchen und Klöster. Unsere Unterdrücker beraubten uns unserer Gegenwart, als sie versuchten, unsere Geschichte auszulöschen und unsere Zukunft zu zerstören“, sagt Bahar Warda, der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil. Verfolgungen führen dazu, dass immer weniger Christen im Irak leben.
Wiederaufbau in vollem Gang
Gleiches gilt für die Christen in Mossul; auch sie wurden besonders hart durch den „Islamischen Staat“ getroffen. Mittlerweile bauen die Christen wieder in Städte und Dörfer auf; etwa die Hälfe der verfolgten und vertriebenen Christen konnte in ihre Heimat in der Ninive-Ebene zurückkehren. Der Anfang ist schwer, zunächst müssen Leitungen für Wasser- und Strom eingerichtet werden. Dies wurde durch viel Eigeninitiative, aber auch durch Spenden möglich – etwa durch das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“, das sich um verfolgte Christen weltweit einsetzt.
Frieden statt Krieg
„Ohne die Unterstützung der Kirche hätten wir damals nicht überleben können. Und so ist es auch jetzt noch: Würde Kirche in Not nicht helfen, ginge hier nichts voran“, sagt Amjeed Tareq Hano, der in der Ninive-Ebene beim Wiederaufbau seiner Heimat hilft. Mitten in dieser noch immer zerbrechlichen Lage fürchten die Christen nun um einen neuen Krieg in ihrem Land. „Es war ein sehr anstrengender Weg, Spenden und internationale Unterstützung zu bekommen, um das, was wir im August 2014 verloren haben, zurückzugewinnen“, sagt Erzbischof Bahar Warda. „Als Kirchenführer werden wir immer dem Weg Gottes folgen, um Frieden, Versöhnung, Dialog zu suchen und nicht den Konflikt.“
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Kirche in Not.
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