Wassersportarten sind im Vergleich zu Skifahren, Snowboarding oder Workouts im Fitnessstudio nicht allzu populär. Ein Erfahrungsbericht, warum es sich lohnt, seinen sportlichen Horizont auf das Segeln auszudehnen.
Es war ein sonniger Hochsommertag. Auf unserem See peitschte der Wind die Wellen mit sechs Windstärken; die höchste bei der noch Wassersport betrieben werden kann. Jedenfalls entschieden mein bester Freund und ich uns dazu, unser Segelboot zu nehmen und „auszureiten“. Es war ein großer Spaß und wir fuhren nicht auf den Wellen sondern geradewegs mittendurch. Wir waren pitschnass und grinsten bis über beide Ohren. Man kann dieses Gefühl gar nicht richtig beschreiben, man muss es einfach selbst erlebt haben.
Wir grinsten aber nur bis zu dem Moment, als eine Welle kam, die einfach zu groß für unser Boot war. Die Schwimmkörper vergruben sich im Wasser und wir kenterten. All das ist im Normalfall kein Problem. In diesem Fall hatte unser Clubleiter den Mast aber noch nicht abgedichtet, sodass sich dieser mit Wasser füllte und wir keine Chance hatten, das Boot wieder aufzurichten. Die Folge war, dass uns die Wasserwacht heimschleppen musste und mein Freund und ich uns ziemlich wegen unserer Begleitung schämten. Zwar muss man das Gefühl, das man auf einem Segelturn mitbekommt, selbst erlebt haben, aber ich versuche, euch im Folgenden den Sport etwas näher zu bringen und vielleicht sogar den ein oder anderen zu begeistern.
Das Portrait der Sportart und des Materials
Catamarane sind Segelboote, die im Vergleich zu Jollen, welche die meist verbreitetste Art von Segelbooten sind, zwei Schwimmkörper oder Rümpfe haben. Es gibt verschiedene Arten von Catamaranen, die ebenso wie bei Einrumpfbooten von ganz einfachen Modellen über die sportlichen Ausführungen bis hin zum Luxusmodell reichen – der Segelyacht.
Um ein solches Segelboot kurz zu beschreiben, beginne ich mit den beiden Rümpfen, die durch zwei Holme zusammengehalten werden. Zwischen diesen wird eine Art Polyester-Netz gespannt, welches sich Trampolin nennt und auf dem der Segler in der Regel sitzt. Der Segelmast wird von drei Stahlseilen aufrecht gehalten, damit an ihm dann kurz vor einem Segelturn das Segel hochgezogen werden kann. Zudem gibt es noch ein Vorsegel, das ebenso hochgezogen werden muss. Am unteren Ende beider Segel sind Seile, die sogenannten Schoten, befestigt, um den Druck des Windes im Segel regulieren zu können. Die Rennen zwischen mehreren Segelbooten nennt man Regatten und bei den einzelnen Regatten werden die verschiedenen Boote in verschiedene Klassen unterteilt. So werden die meisten Catamarane, oder kurz Cats, von jeweils zwei Personen gefahren.
Was ist am Segeln sportlich?
Segeln kann in vielerlei Hinsicht als sportliche Aktivität gesehen werden. Die Segler brauchen zum einen viel Kraft in den Armen und Beinen um den hohen Druck des Windes im Segel regulieren zu können. Zum anderen wird ein guter Gleichgewichtssinn gefordert, denn der Catamaran wird von den Wellen heftig bewegt, sodass schon einige Segler baden gegangen sind, weil sie nicht richtig aufgepasst hatten. Die eigentliche Freude beim Catsegeln ist das „Flyern“: So wird es genannt, wenn so viel Druck im Segel ist, sodass sich ein Rumpf aus dem Wasser hebt. Dies fühlt sich dann fast wie Fliegen an und ist ein unbeschreibliches Gefühl. Aber es fordert auch große Aufmerksamkeit von der Crew und Balance, um das Boot nicht umzuwerfen. Das kann im schlimmsten Fall die Folge haben, dass man die Hilfe der Wasserwacht benötigt, was für erfahrene Segler immer etwas peinlich ist und wenn nichts schlimmeres passiert ist, kann man sich dem Spott der Kollegen gewiss sein. Ein anderer positiver Effekt für das körperliche Wohlbefinden ist, dass man einen ganzen Tag lang an der frischen Luft war, abends sicher gut schläft und eventuell am nächsten Tag Muskelkater hat.
Wie ich die Angst vorm Segeln verloren habe
Da der Wind eine von der Natur gesteuerte Kraft ist, ist er für den Segler nicht immer leicht zu bändigen und optimal für das Boot zu nutzen. Mit zunehmender Erfahrung kann man jedoch ein Boot besser einschätzen und die Wellen und mögliche Windböen besser lesen. So hatte ich in den ersten Jahren, in denen ich Segeln lernte, immer „Schiss“, wie es bei uns in Bayern heißt, wenn ich bei viel Wind aufs Wasser „musste“. „Musste“ deswegen, weil wir anfangs immer in Gruppen segelten, angeleitet von einem Catamaran-Europameister. Damals war ich gerade einmal sieben Jahre alt. Aber mit zunehmender Übung begann ich den Wind zu lieben und bei Flaute vermissten meine Kameraden und ich ihn sehnlichst. Mit elf Jahren fuhr ich meine erste Regatta und von da an noch viele weitere. Wir waren zwar nicht immer gleich gut, aber dabei sein ist bekanntlich ja alles.
Wo kann ich Segeln lernen?
An den deutschen Küsten oder in den südlichen Urlaubsdomizilen gibt es überall Segelschulen, an denen man problemlos und meistens mit sehr guter Anleitung Kurse unterschiedlicher Klassen absolvieren kann. Im Ausland sind diese Kurse auch oft sogar deutschsprachig.
Wer jetzt vielleicht „Blut geleckt“ hat und vorhat, in Zukunft das Segeln auszuprobieren, der sollte dies unbedingt tun, er wird es nicht bereuen. Und auch wenn es bei den ersten Malen noch nicht so klappt, muss man auf jeden Fall dranbleiben, denn den sportlichen Aspekt genießt man auch als Anfänger. Und wer das erste Mal das Gefühl beim „Flyern“ erleben durfte, auch wenn es möglicherweise nur als Beifahrer passiert, um den wird es sowieso bestellt sein. Denn: Nur Fliegen ist schöner. In diesem Sinne, viel Spaß beim Segeln.
Bea
Hi Toni!Dein Artikel hat mir sehr gefallen
Annette
Hallo Toni ich finde den Artikel toll. Ich hab garnicht gewusst, dass du das so toll kannst. Ich meine das Segeln.☺
LG Annette