Im Sommer werden die TV-Rechte der Bundesliga neu ausgeschrieben und vergeben. Dabei wird voraussichtlich die durch das Bundeskartellamt verordnete „No Single Buyer Rule“ eingesetzt, um ein Angebotspluralität zu schaffen. Zurzeit buhlen gleich vier Sender um die begehrten Rechte, wodurch der Preis in die Höhe getrieben wird. Ein Milliarden-Poker auf dem Rücken der Fans. Doch auch für den Pay-TV Sender Sky könnte es eng werden.
Im Sommer des Jahres 2013 schrieb die Deutsche Fußball Liga, kurz DFL, dem Pay-TV Sender Sky die Monopolstellung in der Liveberichterstattung der 1. und 2. Bundesliga zu. Seitdem schauen an jedem Bundesligawochenende Millionen Fans die Spiele ihres Klubs auf Sky, ob zu Hause oder in der Bar. So sahen etwa 1,87 Millionen Menschen das Topspiel Dortmund vs. Bayern München. Das ist äußerst bequem, denn der Fan muss nur ein Abo bei Sky besitzen und schon kann es losgehen. Doch diese Bequemlichkeit könnte es schon bald nicht mehr geben. Denn in diesem Jahr werden die Rechte neu ausgeschrieben und hierbei geht es um viel Geld. Der Fußball boomt, auch dank des Gewinns der Weltmeisterschaft von 2014. „Die Liga der Weltmeister“ soll sich nun auch finanziell besser rentieren. Hierbei könnte der Münchner Sendet eine leidtragende Rolle einnehmen.
No Single Buyer Rule
Vor vier Jahren machte es sich die Deutsche Fußball Liga recht einfach, indem sie dem langjährigen Partner die vollen Rechte für vier Spielzeiten zuschrieb. So einfach wird es jetzt nicht mehr gehen. Denn das Bundeskartellamt hat etwas dagegen. Es möchte für Fairness sorgen, für Fairness im Kampf um die Rechte. Wer denkt, es gäbe die “No Single Buyer”-Rule nur in England oder Deutschland liegt falsch. In Wahrheit existiert sie überall. Die Frage ist nur, ob sie angewendet wird oder nicht. Wenn das Bundeskartellamt sich für eine Inkraftsetzung entscheidet, bedeutet das faktisch, dass die Ausschreibung der DFL mindestens auf zwei Sender hinauslaufen muss. Dabei stehen zahlreiche Optionen offen. Zwar ist es kompliziert, doch die DFL wird hierdurch auch zum Profiteur.
Sky und das Streben nach Höchstleistung
„High Performance Culture“ gehört zur Unternehmensphilosophie des Senders. Die Zentrale des Senders ist rund wie ein Fußball. Wenn man das Gebäude betritt, spürt man: Hier wird der Sport gelebt. Dafür, dass sich dieser Eindruck verfestigt, sorgt der frontale Blick auf das Studio von „Sky Sport News HD“. In der Sportredaktion liegt der Teppich des Finales „Dahoam“ in München. Insgesamt durfte Sky in den vergangenen drei Spielzeiten 918 Bundesligapartien live übertragen, 912 exklusiv. Eine hohe Performance, die Sky zurückgelegt hat. Und man erahnt, welche Bedeutung ein Verlust der kompletten Rechte hätte. Befragt man Verantwortliche zu diesem Szenario, erhält man erwartungsgemäß kontrollierte Antworten. Sky betrachtet es als Glücksfall und als Geschenk, in den letzten drei Jahren das Erlebnis Bundesliga als einziger Sender live präsentiert haben zu dürfen. Ein Geschenk auf Bewährung.
Des Weiteren gibt der Sender zu verstehen, dass man sich auf den Wettbewerb wie jedes Mal höchst professionell vorbereitet und zugleich alle Szenarien und Eventualitäten durchspielt. Doch klar ist, für Sky hat die Bundesliga erste Priorität, so würde ein Wegfall einen unermesslichen Schaden bedeuten. Abgesehen davon, steht für Sky der Kunde immer noch im Mittelpunkt und auf diesen kommen horrende Mehrkosten zu. Derzeit kostet ein Bundesliga-Paket 19,99 Euro im Monat. In England sind es circa 60,00 Euro! Das Streben nach Höchstleistung ist Sky nicht von der Hand zu weisen, doch verlor der deutsche Ableger bereits im letzten Jahr die Rechte an der Premier League. Einen weiteren Verlust darf man sich nicht erlauben.
Premier League vs. Bundesliga –Ein Milliarden-Poker
Im letzten Jahr gelang der englischen Premier League jenes Kunststück, von dem die DFL derzeit noch träumt: Die Aushandlung eines mega TV-Deals. Dabei gelang es den Vertretern, einen Kontrakt auszuhandeln, welcher den englischen Klubs pro Saison insgesamt 3,2 Milliarden Euro in den kommenden drei Spielzeiten in die Kasse spülen wird. Der Vertrag kam infolge des Machtkampfes zwischen Sky UK und der British Telecommunications zustande. Dass dieser Vertrag gelingen konnte, beruht auch auf der Inkraftsetzung der No Single Buyer Rule. Somit war der Kampf um die Anteile eröffnet. Das Ergebnis: In den kommenden drei Jahren wird Sky Sports pro Saison 126 Spiele im TV und BT Sports 42 Partien im Internet ausstrahlen. Pro Spiel wird eine Summe von 13,45 Millionen Euro fällig. Zum Vergleich: Die Verantwortlichen der Bundesliga planen in der Spielzeit 2016/2017 mit einem Gesamtertrag von 835 Millionen Euro. Aus dem englischen Deal resultiert ein weiterer Machtkampf zwischen der englischen und der deutschen Edelklasse. Denn die Bundesliga möchte den Anschluss keinesfalls verlieren. Ein Milliarden-Poker.
Der arme Fan!
Das Bundeskartellamt möchte für mehr Chancengleichheit und Pluralität sorgen, doch effektiv wird es dem Kunden und Abo-Inhaber finanziell schwer treffen. So wird er spätestens ab 2017 einen deutlich höheren Betrag als die genannten 19,99 Euro im Monat zahlen müssen. Vier Konkurrenten buhlen um die Bundesligaübertragung. Neben Sky auch Sport1, Discovery sowie die Telekom. Für die DFL läuft es also gut, denn bei einem solchen Kampf wird der Preis zwangsläufig nach oben getrieben. Faktisch wird es am Ende aller Voraussicht zufolge zwei TV-Pakete geben. Als derzeit präferierte Option gilt die englische Struktur. Denn Christian Seifert möchte im nächsten Jahr einen Ertrag zwischen ein und eineinhalb Milliarden Euro aushandeln. Damit wäre man dem englischen TV-Deal auf den Fersen. Doch das geplante System sieht vor, dass der Kunde und Fan in Zukunft dazu gezwungen wird, zwei Verträge zu unterschiedlichen Preisen abzuschließen. Es drohen horrende Preisstrukturen. Fraglich ist, ob man trotz des hohen Preises zugleich immer noch alle Spiele live sehen kann, so wie es bisher der Fall ist. Die Liga der Weltmeister möchte in Zukunft auch weltmeisterlich bezahlt werden. Nur bekommt der Kunde in den wenigsten Spielen weltmeisterlichen Fußball zu sehen. So grenzt das Verfahren an eine Farce. Egal, wie es ausgeht und endet, der Leidtragende bleibt der Fan.
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