41 Jahre lang saß Konrad von Parzham an der Pforte seines Klosters in Altötting. Unzähligen Menschen begegnete er dabei – und half, wo er konnte. Für seine gelebte Nächstenliebe und tiefe Frömmigkeit wird der einfache Kapuziner von der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Ein Beitrag von Benedikt Bögle.
Irgendwann hatte es nicht mehr so ausgesehen, als sollte der Traum von Johann Birndorfer in Erfüllung gehen: Der Bayer wurde 1818 geboren. Seine Eltern waren Bauern, der Sohn aber wollte schon in jungen Jahren in ein Kloster eintreten. Es war allerdings nicht ganz so einfach, wie Johann sich das vorgestellt hatte. Immer wieder wurde er abgelehnt, konnte weder Ordensmann noch Priester werden. Und das, obwohl sein Leben den Dorfbewohnern schon damals als heiligmäßig galt. Von ihm, so sagte man, könne man das Beten lernen.
Ein Wunsch geht in Erfüllung
Also arbeitete er zunächst weiter auf dem elterlichen Hof. Als Konrad 31 Jahre alt war, gelang ihm endlich die Aufnahme: Die Kapuziner des St.-Anna-Klosters im oberbayerischen Altötting, einem berühmten Marienwallfahrtsort, nahmen den jungen Mann auf. Ab jetzt hörte er auf den Namen „Bruder Konrad“ – und wurde zu einem der berühmtesten Ordensmänner. Konrad übernahm keine große Aufgabe im Kloster, die ihn bekannt gemacht hätte. Im Gegenteil: Bruder Konrad übernahm den sicherlich wichtigen, aber nicht unbedingt sehr angesehenen Dienst an der Pforte des Klosters. Hier war es seine Aufgabe, sich um die ankommenden Gäste zu kümmern, Bettlern etwas zu essen und zu trinken zu geben und in den vielfältigen Anliegen der Menschen zu vermitteln.
300.000 Besucher pro Jahr
An dieser Pforte begegnete Bruder Konrad unzähligen Menschen, über 41 Jahre lang versah er diesen Dienst für seine Klostergemeinschaft. Er hatte stets ein offenes Ohr für die Menschen, die zu ihm kamen; allen, die um etwas zu Essen baten, half er, soweit er konnte. Bruder Konrad wurde bekannt, nicht nur in Altötting, sondern weit über die Stadtgrenzen hinaus. Bis zu 300.000 Pilger sollen jedes Jahr an die Pforte des Klosters geklopft haben. Die Menschen verehrten ihn dabei aber nicht nur wegen seiner Freigiebigkeit, sondern auch wegen seiner Frömmigkeit. Konrad von Parzham verharrte quasi ständig im Gebet, nutzte jede Gelegenheit, um zu beten. Gleichzeitig war ihm die Feier der Messe besonders wichtig.
Frömmigkeit und Nächstenliebe
Die tiefe Frömmigkeit und die gelebte Nächstenliebe führten 1930 zur Seligsprechung, nur vier Jahre später wurde Konrad von Papst Pius XII. heiliggesprochen und darf seitdem auf der ganzen Welt als Heiliger verehrt werden. Das Leben des heiligen Kapuziners zeigt, dass die Liebe zu Gott und zu den Menschen niemals getrennt werden dürfen. Wahre christliche Gottesliebe braucht die Nächstenliebe – und umgekehrt. Davon legte Konrad von Parzham Zeugnis ab, indem er allen Menschen half, die an seine Pforte klopften – ohne irgendwelche Unterschiede.
Heilig im Alltag
Und Konrad von Parzahm zeigt, dass es keine atemberaubenden intellektuellen oder kirchenpolitischen Taten braucht, um ein heiliges Leben zu führen. Wer hätte schließlich gedacht, dass der Bauernsohn aus Parzham einmal über die Landesgrenzen hinaus bekannt werden würde? Oft genug zeigt sich wahrhaft christliches Leben gar nicht in den großen Außergewöhnlichkeiten, sondern im Gewöhnlichen, meist in einem besonders einfachen Leben. Papst Franziskus betont diesen Aspekt der Heiligkeit besonders oft: Jeder Christ ist zu einem heiligen Leben berufen. Ein Vorbild ist Bruder Konrad von Parzham.
Schreibe einen Kommentar