Israels Präsident Netanjahu sorgte mit seiner Forderung nach der Begnadigung eines Israelis, der einen palästinensischen Attentäter erschoss, gleich zu Beginn des Jahres wieder einmal für internationales Aufsehen. Zur Nahost-Friedenskonferenz in Paris erschien er erst gar nicht. In Deutschland werden Meldungen rund um das Verhalten Israels mit äußerster Sorgsamkeit behandelt. Besteht eine Hemmschwelle bei der Auseinandersetzung mit Israel?
Die Angst vor der Annäherung an eine Analyse der israelischen Politik
Die Stiftung Wissenschaft und Politik, der führende Think Tank Deutschlands, der gleichzeitig die Bundesregierung berät, richtete 2015 anlässlich des 50-jährigen Bestehens der deutsch-israelischen Beziehungen ein neues Forschungsprojekt ein. Und zwar aus einem schlichten Grund: Fördergelder waren übriggeblieben und anlässlich des Jubiläums bot es sich an, ein Projekt zu etablieren. Von drei Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter konnten bisher aber nur zwei besetzt werden. Auch hierfür gibt es eine simple Erklärung, denn es gibt nur wenige geeignete Wissenschaftler zu dem Thema in Deutschland.
Eigentlich könnte man rein aus der historischen Bedingtheit schließen, dass gerade unser Land aus Neugier, vielleicht auch aus der vielzitierten Verantwortung heraus oder eben aus Irritation über aktuelle Entwicklungen viel in derartige Forschung investiert. Das Interesse ist meiner Meinung nach da, doch zum einen merke ich bei mir selbst, dass ich oft aus Ungenauigkeit die Begriffe Juden und Israelis vertausche, wodurch ich Gespräche mit beiden Personengruppe meide, um nicht peinliche Fauxpas zu begehen. Zum anderen gibt es gewisse Grenzen, die die Auseinandersetzung mit dem Thema Israel bedeutend erschweren.
Grenzen der Auseinandersetzung
Unweigerlich trifft man schnell auf die Begriffe Holocaust und Nahostkonflikt, so als ob Israel keine anderen Merkmale aufwiese. Die internationale Literatur ist durchfärbt von Polemik, während sachliche Einordnungen nur schwer zu finden sind. Es wäre falsch, allein Deutschlands Wissenschaft dafür anzuprangern.
Es gibt in den letzten Jahren jedoch einen zaghaften Wandel, seit sich die Wissenschaft heranwagt, aktuelle Entwicklungen der Politik Israels zu analysieren oder es als Staat des Nahen Ostens einordnen. Nun mag der eine oder andere Leser denken: Ja, was soll Israel denn sonst sein? Manche Wahrnehmung hingegen ist völlig anders und schafft damit das Fundament der eingangs genannten Hemmschwelle. Wer oder was ist Israel eigentlich?
Koloniales Siedlungsprojekt, Insel der Vernunft oder einzige Demokratie des Nahen Ostens?
Über die Natur Israels scheiden sich die Geister. Der palästinensische Diaspora-Nationalismus, der sich für ein souveränes Palästina einsetzt, ist der Meinung, Israel betreibe kolonialen Siedlungsbau. Extreme Stimmen wie Franz Fanon behaupten, die Israelis geben die ihnen angetane Schuld mit genau der gleichen Gewaltdimension heute an das palästinensische Volk weiter – sprich, sie wurden in einem nahtlosen Übergang von Opfern zu Tätern.
Einige Vertreter dieser Ansicht etablierten diese an amerikanischen Universitäten, wo postkoloniale Studien sich der Unterdrückung von Staaten durch koloniale Mächte sowie deren Kampf um Befreiung widmen. Dichotome Vergleiche von Opfern und Tätern, von Schwarz (Palästinenser) gegen Weiß (Israelis) oder Eroberern und Unterdrückten werden weder die Spirale der Gewalt durchdringen noch wird es gelingen, Israels Politik zu verstehen. Meiner Meinung nach sind sie kaum dazu geeignet, Konflikte zu lösen oder das Verhalten von Staaten zu analysieren. Die Vergleiche bestärken die Differenzen und führen zu einem emotionalen Schlagabtausch, der sich immer weiter hochschaukelt. Bestes Beispiel ist hierfür der Nahostkonflikt. Es geht eben nicht darum, das Wesen eines Staates zu analysieren, wie es sich etwa auch in der Leitkulturdebatte in Deutschland zeigt.
Israel: Staat des Nahen Ostens
Die Konflikthaftigkeit der polemischen Vergleiche spricht für eine Annäherung an Israel über das, was es geographisch betrachtet ist: Ein Staat des Nahen Ostens. Genau diese Betrachtung braucht es meiner Meinung nach auch. Wie sonst soll es möglich werden, zu erkennen, wo Israels Siedlungspolitik Parallelen mit anderen postkolonialen und postosmanischen Staaten wie etwa Syrien aufweist, wenn wir uns nicht trauen, aus alten und sicherlich auch angebrachten Schulddiskursen herauszutreten.
Ja, Deutschland wird immer Schuld am Holocaust tragen, aber würde dies – umgangssprachlich ausgedrückt – nicht geradezu danach schreien, eine neue Art der Forschung zu etablieren? Haben wir Angst zu merken, dass Israelis und Juden auch nur Menschen sind, deren Staat Fehler macht, aber auch gute Seiten hat? Es ist genau der gleiche Staat, der momentan einen Streit mit den Palästinensern um das lebensnotwendige Gut Wasser führt und gleichzeitig nach den USA die meiste Zahl von Start-Ups und ein neues zweites Silicon Valley hervorbringt.
Hemmschwellen in der Auseinandersetzung mit Israel rühren aus einer falschen Tradition der Wissensproduktion, die vermittelt hat, Israel sei entweder dämonisch oder völlig gegenteilig eine Insel der Vernunft als quasi einziger demokratischer Staat im Nahen Osten. Gewiss weist Israel manche Ähnlichkeit zu Europa auf, doch genauso auch zu seinen Nachbarstaaten. Wird Israel nicht als Staat des Nahen Ostens wahrgenommen, wird es nie seinen Platz in der Region finden, wird es nie eine Lösung für den Nahostkonflikt geben. Dann wird Israel auch weiterhin die These vertreten, die Palästinenser seien Feinde statt Nachbarn, die man auslöschen muss, anstatt sich zu einigen. Beide Seiten machen Fehler in diesem Konflikt.
Beide Seiten bräuchten noch mehr Druck seitens der internationalen Gemeinschaft. Hilfsgelder werden gerne danach zugewiesen, welche Politik man international gerade unterstützt, ohne eine klare Linie erkennbar zu machen. Einige der Gelder sind wohl auch dem Einfluss der intensiven Lobbyarbeit in den USA und anderen Staaten zu verdanken. Vor allem bräuchte es eines: Die Abkehr vom dichotomen Denken von Gut oder Böse, von Freund oder Feind, von Opfer oder Täter. Der Nahostkonflikt ist ein Konflikt wie jeder andere auch. Er sollte nach Jahrzehnten falscher Lösungsversuche auch so behandelt werden, anstatt nur seine Einzigartigkeit zu rühmen.
Anna Bauer
Der Soldat hat den Schwerverletzten unbewaffneten am Boden liegendenTerroristen aus kurzer Distanz
mit einem Gewehr ermordet.
Klein-Heinz
Wer ist da der “Terrorist”?
I$I$ = Al CIAda + Mossad
Klein-Heinz
Dieser Artikel ist Ausdruck großer Naivität.
Israel bekommt massive finanzielle und militärische Unterstützung aus €U-Ländern und vor Allem den U$A. Wer sich auch nur ein bisschen mit AIPAC, ADL, J Street,… beschäftigt, muss einsehen, dass Berlin und Wa$hington schlicht zionistisch besetztes Gebiet sind. Und ihren Einfluss auf das Finanzsystem proklamieren diese Zionisten auch stolz – “doing God´s work”.
Und nein, das sind keine Nazi-Klischees, das sind Tatsachen, siehe Netanjahus Besuche im U$-Kongress, Milliarden an $, Munitions-Lieferungen während Operation Cast Lead, Hintergründe des “arab spring” wie Oded Yinon Plan, PNAC…
Bitte den Film “defamation” vom israelischen Regisseur Yoav Shamir anschauen!