Der katholische Militärpfarrer Stefan Havlik feierte einen Gottesdienst, zu dem die Gläubigen in ihren Fahrzeugen kommen konnten – ähnlich wie im Autokino. Der Priester ist sich sicher: Auch die kommenden Wochen werden von den Seelsorgern Kreativität fordern.
In den vergangenen Wochen hat das Verbot öffentlicher Gottesdienste das Christentum hart getroffen. Zu einer außergewöhnlichen Lösung griff am vergangenen Samstag Pater Stefan Havlik. Der Bundeswehrseelsorger feierte unter freiem Himmel einen Gottesdienst. Die Teilnehmer fanden sich in ihren Autos ein – vergleichbar etwa mit einem Autokino. Rund 200 Autos versammelten sich am Bundeswehrstützpunkt in Stetten. Auch dabei standen hygienische Vorschriften an erster Stelle: Die Gläubigen durften ihre Autos nicht verlassen.
Christentum ist eine Gemeinschaftsreligion
Pater Stefan Havlik wollte durch diese etwas außergewöhnliche Form des Gottesdienstes den Gläubigen wieder die Feier einer Messe ermöglichen: „Das Christentum ist eine Gemeinschaftsreligion, von Beginn an. Daher ist das Ausbleiben gemeinsamer Gottesdienste sehr schmerzlich“, so Pater Stefan. Der Militärseelsorger und Angehörige des Deutschen Ordens habe in den vergangenen Wochen immer wieder Anfragen bekommen, mit einzelnen Gläubigen die Heilige Messe zu feiern. Nur: „Das ist deswegen schwierig, weil es ja klare Regeln gab und gibt, die das nicht möglich sein lassen. Zudem ist dann ja die Frage; Wem gesteht man dies zu, wessen Wunsch lehnt man ab?“
Die sogenannten „Privatmessen“ sind also keine Lösung – daher der Autogottesdienst, zu dem kommen konnte, wer wollte. Durch die geschlossenen Fahrzeuge bestand kein Infektionsrisiko. Als Bundeswehrseelsorger ist Havlik zuständig für die Soldaten und ihre Familien an einem Standort. Er kümmert sich um die Feier der Gottesdienste, spendet die Sakramente, gibt Unterricht, steht als Seelsorger zur Verfügung. Der Bundeswehrstützpunkt Stetten liegt etwa vierzig Kilometer nördlich vom Bodensee in Baden-Württemberg.
Warnung vor Gräben in der Gesellschaft
Bei seiner Predigt warnte Pater Stefan dabei auch davor, immer mehr Gräben in der Gesellschaft entstehen zu lassen, Gräben „zwischen denen, die voller Angst sind, die manchmal auch zur Panik wird – und denen, die wütend die Maßnahmen des Staates ablehnen.“ In dieser Uneinigkeit sei auch der Blick auf Jesus Christus wichtig: „Der gute Hirte Jesus Christus will führen und leiten – er will uns schützen – und er will uns auch einen, wo uns Uneinigkeit zu zerstreuen droht“, so der Priester. Im Rahmen des Gottesdienstes weihte Pater Stefan seinen Bundeswehrstandort auch der Gottesmutter Maria, der in der katholischen Kirche der Monat Mai besonders gewidmet ist.
Kreativität ist gefragt
Ein Gottesdienst im Auto – eine sicherlich ungewöhnliche Idee. Gemeinsam konnten die Gläubigen singen und mitbeten. „Dass nach der Verabschiedung sehr viele Autofahrer gehupt haben, war wohl auch ein Zeichen der Zufriedenheit, aber auch der Gemeinschaft“, sagt Pater Stefan Havlik. Generell ist er sich sicher, dass auch in der kommenden Zeit Seelsorger auf neue Ideen kommen müssen: „Es ist wohl davon auszugehen, dass die Kirche und konkret die Pfarrer vor Ort noch eine Weile in ihrer Kreativität gefragt sein werden.“
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Kirche in Not.
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