Ich bin dann mal weg. Um genauer zu sein, ich bin dann mal für sechs Monate im schönen Spanien für ein Auslandspraktikum. Ganz so einfach wie gedacht verlief meine Anreise nach Granada allerdings nicht. Den Auftakt meines sechsmonatigen Praktikums an einem Institut für Genetik- und Krebsforschung hatte ich mir ganz anders vorgestellt.
Am Vorabend meiner Abreise standen meine Taschen vollgepackt und abfahrtbereit in einer Ecke meines Zimmers im Studentenwohnheim. Mein Zimmer war bereits leergeräumt und auszugsfertig. Lediglich mein bezogenes Bett wies darauf hin, dass ich noch eine Nacht in meinem Zimmer schlafen würde bevor es am frühen Morgen Richtung Flughafen ging. Der Plan war simpel: morgen früh den Fernbus um 5:45 Uhr zum Frankfurter Flughafen nehmen, um von dort nach Málaga zu fliegen, und im Anschluss mit dem Bus weiter nach Granada zu reisen. Dort würde in wenigen Tagen mein Auslandpraktikum in der Krebsforschung beginnen. Ich hatte mich dafür entschieden das Pflichtpraktikum meines Biologiestudiums in Granada zu verbringen um Auslandserfahrungen zu sammeln, sowie die spanische Sprache, Kultur und Mentalität näher kennen zu lernen.
Auf Bus und Bahn ist (fast) immer Verlass
Allerdings erwartete mich am späten Abend vor meiner Abreise eine unangenehme Überraschung in Form einer E-Mail des Busunternehmens. Die gebuchte Busverbindung wurde gestrichen und ich wurde auf eine spätere Alternative umgebucht. Dadurch hätte ich nur noch eine Stunde Zeit zwischen Ankunft am Flughafen und meiner Abflugzeit. Das war definitiv zu knapp bemessen! Mein Versuch, einen Sitzplatz in einem früheren Bus zu bekommen, war vergeblich, denn dieser war bereits ausgebucht. Genauso erging es mir mit der Suche nach einer passenden Mitfahrgelegenheit, sodass ich auf die Bahn ausweichen musste. Dies bedeutete nicht nur mehr Kosten für das Zugticket und die Taxifahrt zum Bahnhof, sondern auch eine frühere Abfahrtszeit und das Risiko eine mögliche Zugverspätung in Kauf zu nehmen. Glücklicherweise bestätigten sich meine Ängste nicht und ich erreichte den Flughafen mit reichlich Zeitpuffer bis zu meinem Abflug.
Koffer gepackt – zu schwer gemacht
Am Check-in Schalter angekommen, druckte ich meine Bordkarte aus und wuchtete meinen vollgepackten Koffer auf das Gepäckband. Die Flugassistentin strafte mich mit ihrem Blick, als ein Gewicht von 27,5 kg auf der Anzeige aufleuchtete. Das waren 4,5 kg mehr als erlaubt. Nun hatte ich die Wahl, entweder für jedes Kilogramm Übergewicht extra zu zahlen oder umzupacken. Kurzentschlossen entschied ich mich für die zweite Variante. So saß ich nun mit meinem Gepäck vor dem Check-in Schalter und versuchte, aus dem deutlich zu schwerem Reisekoffer ein 23 kg schweres Gepäckstück zu zaubern indem ich das überschüssige Gewicht in meinem ebenso überfüllten Handgepäcks-Trolley und Rucksack unterbrachte. Nach vielem hin und her, mit vier zusätzlichen Pullover und Jacken bekleidet und einem noch vollerem Handgepäck, erreichte mein Koffer die magische 23-Kilogramm-Grenze und war bereit zur Gepäckaufgabe.
Erleichtert setzte ich meinen Weg Richtung Sicherheitskontrolle fort. Doch dort wartete bereits die nächste böse Überraschung auf mich: Mein überfüllter Handgepäcks-Trolley überschritt nun ebenfalls das erlaubte Gewicht und Höchstmaß. Aus diesem Grund wurde ich aufgefordert, mein Handgepäck am Schalter kostenpflichtig aufzugeben. Weiterhin entschlossen, keine Zusatzgebühren für mein Gepäck zu bezahlen, eröffnete ich der Flugassistentin, überschüssiges Gewicht loszuwerden, indem ich schwere, jedoch entbehrliche Gegenstände wie Bettwäsche, Gastgeschenke, sowie meine Reiseverpflegung entsorgen würde. Schließlich konnte ich den Großteil dieser Gegenstände für wenig Geld in Spanien neu erwerben. Schockiert von meinem Vorhaben, all diese Gegenstände zu entsorgen, bot sie mir an, meinen Handgepäckskoffer kostenfrei einzuchecken. Vielen herzlichen Dank dafür!
Von Sprengstoff und Ganoven
Durch die beiden Umpackaktionen wurde die Zeit nun etwas knapp. Anders als von Flügen in den USA gewohnt, schien die Abfertigung in Deutschland etwas länger zu dauern. Besonders auf die lange Warteschlange an der Sicherheitskontrolle des Frankfurter Flughafens war ich nicht vorbereitet. Glücklicherweise erkannte eine freundliche Flugbegleiterin meine Zeitnot, nunmehr eine Stunde bis zum Abflug, und lotzte mich in die Fast Lane, welche normalerweise Passagieren der ersten Klasse vorenthalten war. Am Security Check angekommen, legte ich vorschriftsmäßig meine elektronischen Geräte, Handy und Laptop, sowie mitgebrachte Flüssigkeiten verpackt in einer widerverschließbaren 1-Liter-Plastiktüte in separate Wannen von meinem übrigen Gepäck und passierte den Metalldetektor.
Meine Bedenken, mein mitgebrachtes Mittagessen würde Probleme bereiten, erwiesen sich als unbegründet. Stattdessen gab es einen anderen Übeltäter in meinem Gepäck. Der Sicherheitsbeauftragte hatte einen verdächtigen Gegenstand in meinem Rucksack erkannt und begann, ihn danach zu durchsuchen. Da dämmerte es mir: Ich hatte mein Ersatzhandy nicht vorschriftsgemäß aus dem Rucksack genommen. In den Tiefen meiner Tasche fand der Sicherheitsbeauftragte das Handy und führte einen Abstrichtest auf explosive Materialien durch. Das Ergebnis: positiv. Da ich mir meiner Unschuld bewusst war, schließlich hatte ich nicht geplant, Sprengstoff in das Flugzeug zu schmuggeln, konnte ich die Situation nur belächeln. Nichtsdestotrotz musste ich weitere wertvolle Zeit auf zwei Polizeibeamte warten, welche mir nach einem prüfenden Blick auf mich und mein Ersatzhandy den Auftrag erteilten, das Gerät einzuschalten: Aufgrund dessen leeren Akkus blieb der Versuch vergeblich. Erfreulicherweise gaben sie dennoch Entwarnung und ließen mich mitsamt Handy ziehen. Erleichtert erreichte ich immerhin fünf Minuten vor Beginn des Boarding-Prozesses das passende Gate. Nun stellt sich nur noch die Frage: Welche weiteren Zwischenfälle werden auf mich in Spanien zukommen?
Bei meinem kommenden Bericht werdet Ihr es erfahren.
Schreibe einen Kommentar