Jede noch so überwältigend scheinende Aufgabe im Leben beginnt immer damit, den ersten Schritt zu tun. Wie ein berühmter Straßenkehrer, der Alltag eines Au Pairs und acht Jahre an einem Gymnasium miteinander zusammenhängen und wie du es schaffst, dich aufzuraffen, deine zu erledigende Aufgabe jetzt zu tun (natürlich nach dem Lesen dieses Beitrags!) erfährst du hier.
Acht lange Jahre – ein Augenblick?
24 Fünftklässler – neugierig, naiv, voller Erwartungen – sitzen am ersten Schultag vor ihrem neuen Klassenlehrer und warten gespannt darauf, was dieser nun vorhat. Eine festliche Rede, eine Schulhausführung, eine Vorstellungsrunde? Doch was macht dieser als Allererstes? Er schweigt. Er schweigt und gibt jedem Schüler einen kleinen Zettel, auf dem folgender Satz geschrieben steht: „Auch der längste Weg auf dieser Erde beginnt mit dem ersten Schritt.“
Daraufhin erklärt er den kleinen Rabauken, dass auch sie nun den ersten Schritt des Gymnasiums wagen und ehe sie sich versehen nur einen Augenblick später am Ziel, dem Abitur, ankommen würden. Doch was vermutest du, wie viele der Anwesenden das glauben wollten? Richtig: niemand – einschließlich mir. Lachend erzähle ich kurz darauf zu Hause, dass unser Lehrer uns doch gerade weismachen wollte, diese ganzen acht Jahre seien so schnell wieder vorbei – was weiß der schon? Meine Mutter schweigt lediglich, zwinkert mir zu und denkt sich ihren Teil.
Acht Jahre später. 24 Abiturienten warten gespannt auf die Verleihung der Abiturzeugnisse. Einer der Lehrer erhebt sich, hält die Abiturrede für „seine 5a“, tosender Applaus. Wenig später stehen dieselben 24 Schüler vor ihrem alten Klassenlehrer und warten gespannt, was kommt. Und was macht dieser wiederum? Er schweigt. Er schweigt, weint und erinnert uns an diesen kleinen, scheinbar unbedeutenden Zettel, der doch so wahr war und es immer noch ist. Wie konnte das nur passieren? Wie konnten diese acht langen Jahre so schnell verfliegen?
Alles beginnt mit dem allerersten Schritt – man muss ihn nur gehen!
Noch Monate später denke ich über diesen Spruch nach und merke, wie viel Wahrheit darin steckt. Jeder einzelne Weg im Leben beginnt immer mit dem allerallerersten Schritt. Ohne Ausnahme. Das kann der erste Schritt auf dem Weg zum Abitur, der erste Schritt eines Spaziergangs, der erste Schritt zur Versöhnung mit der Freundin oder auch der erste Schritt eines Marathons sein. Ohne diesen einen Schritt funktioniert nichts. Ohne Anfang kein Ende. Man kann kein Ziel der Welt erreichen, ohne diesen einen ersten Schritt zu gehen, und das merke ich jeden Tag aufs Neue.
Solche Situationen begegnen dir täglich und überall
Eine banale Situation aus meinem Alltag als Au Pair: Gestern Abend gehe ich, nachdem die Kinder alle im Bett sind, nichtsahnend in die Küche, um das alltägliche Chaos aufzuräumen. Ich öffne die Tür und würde am liebsten schnell flüchten und dieser Arbeit entkommen. Wie können sechs Kinder bei einem Abendessen so ein Chaos anrichten? Kurz verlässt mich der Mut, doch dann denke ich an besagten Spruch und fange einfach an. Geschirr in die Spülmaschine räumen, Tisch putzen, Essen wegräumen, Töpfe spülen, Boden fegen … und siehe da – fertig! Zehn Minuten später ist die angeblich so schreckliche und lange Arbeit getan und die Küche blitzblank!
Ich könnte hier mit etlichen Beispielen aus meinem Leben ankommen, doch ich denke, du verstehst bereits, worum es mir geht. Hast du nicht auch täglich dieses Gefühl, wohl nie mit der Arbeit fertigzuwerden? Den Wunsch, diese Aufgabe einfach auf morgen zu verschieben, um ihr jetzt, in diesem Moment, zu entkommen? Mache dir in solchen Situationen immer wieder aufs Neue bewusst: Du musst erst einmal nur den ersten Schritt tun. Alles andere regelt sich von selbst! Und einen Augenblick später – meist, ehe du dich versiehst – ist die Arbeit schon getan!
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Im Folgenden möchte ich dir noch ein berühmtes Zitat mit an die Hand geben, das diese Einstellung perfekt zusammenfasst und dir stets aufs Neue Anleitung und Motivation sein kann, wenn du mal wieder vor der anstehenden Arbeit flüchten willst. In Michael Endes Roman „Momo“ verrät Beppo, der Straßenkehrer, seiner Freundin dieses Geheimnis:
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.
Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig“ (Michael Ende, „Momo”).
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