Arbeitgeber sind für manche ein Mysterium. Grimmig öffnen sie die Tür zum Vorstellungsgespräch, weichen mit dem Blick keine drei Millimeter von den gegnerischen Augen ab und lauern darauf, den Bewerber direkt von einem Fettnäpfchen ins nächste zu manövrieren. Dieses Gefühl verspüren viele, wenn sie auf der Suche nach einem neuen Job sind. Vorstellungsgespräche machen immer noch große Angst. Egal, ob sie gerade mit der Schule fertig sind und eine Ausbildung suchen oder ob sie schon seit 40 Jahren in einem Beruf arbeiten und sich neu orientieren möchten. Warum entsteht dieses Gefühl in uns und wie finden wir einen Arbeitgeber, der wirklich zu uns passt?
Das Vorstellungsgespräch
Je nach Berufszweig, Laune des Chefs und deiner Qualifikation kann der Ablauf im Vorstellungsgespräch sehr verschieden sein. Ich, als Arbeitgeberin in der persönlichen Assistenz, halte das Vorstellungsgespräch so kurz wie möglich. Man könnte fast sagen, dass ich den Bewerber zu einem kleinen Pitch über sich selbst auffordere, in dem ich ihm folgende Aufgabe stelle: „Beschreiben Sie sich in drei Sätzen.“ Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie Kandidaten reagieren, wenn man ihnen eine Aufgabe gibt, die sie so nicht erwarten. Sie haben sich intensiv auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet, manche machen sich sogar Notizen und dann kommt etwas, dass alles über den Haufen wirft. Das klingt jetzt alles erst mal extrem fies, ist aber fast die einzige Aufgabe, welche ich in jedem Vorstellungsgespräch gebe. Ich frage nicht lange nach Qualifikation, Erfahrung, Schulbildung oder Haustieren, das interessiert mich nicht. Für mich ist wichtig, zu wissen, mit was für einem Menschen ich zusammenarbeite.
Nach kurzer Bedenkzeit ist es auch den meisten möglich, sich selbst in drei Sätzen zu beschreiben. Die Aufgabe ist gar nicht so schwierig, man benötigt ein gewisses Selbstvertrauen, eine Selbstkenntnis und bei einem Blackout ein bisschen Kreativität. Ich achte immer auf eine entspannte Atmosphäre, das heißt, nach der ersten Aufgabe spiele ich den Ball zum Bewerber und gebe ihm die Möglichkeit, eine Frage an mich zu stellen. In dieser Zeit kann er sich sammeln und wieder auf Spur kommen. Ich antworte dann auch meistens sehr ausführlich.
Nach ca. 15 Minuten ist bei mir im Durchschnitt der Spuk vorbei. Ich halte nichts davon – wie viele andere Arbeitgeber – einen Bewerber durch ein umfangreiches Assessment zu schicken. Was habe ich davon, wenn ich ihn endlose Fragebögen ausfüllen lasse, einen Parcours mit dem Rollstuhl für ihn aufbaue und mich dann darüber amüsiere, wie es natürlich niemand ohne Erfahrung schafft, einen Rollstuhl über eine schmale Brücke zu manövrieren.
Mitarbeiterführung
Schon im Vorstellungsgespräch merkt man sehr schnell, welcher Wind in der Firma weht. Es gibt verschiedene Führungsstile, von der autoritären, sehr hierarchischen Führung über teilweise Mitbestimmung bis hin zur Regentschaft der Belegschaft ist alles dabei. Ein empfehlenswertes Ideal gibt es natürlich nicht, jeder Arbeitnehmer ist ein anderer Typ. Der eine braucht klare Ansagen, der andere ist ein Freigeist und teilt sich seine Arbeit selbst ein. Wenn ich persönlich (als Arbeitnehmerin) in einem Arbeitsverhältnis stehe, achte ich darauf, dass ich nicht unter einer autoritären Führung arbeite. Fremdbestimmung ist nicht jedermanns Sache, meine auch nicht. Zumindest ein Mitspracherecht fordere ich immer ein. Für mich wäre dies die ideale Lösung, für dich auch?
Aus der Sicht des Arbeitgebers ist die Mitarbeiterführung sehr wichtig. Ich setze auf ein gewisses Maß an Mitbestimmung. Gerade was die Schichtplanung anbetrifft, ist es mir persönlich lieber, wenn ich auch auf die privaten Bedürfnisse meiner Mitarbeiter achte, denn nur so habe ich auch auf Dauer glückliche Mitarbeiter. Wenn ich ständig sage: „Du kommst heute zum Dienst! Was du ansonsten privat geplant hattest, ist mir egal“, dann wird ein Mitarbeiter nicht lange bei mir arbeiten. Klar kann das immer mal passieren und lässt sich somit auch nicht immer vermeiden, aber ich als Arbeitgeber sollte auf die Bedürfnisse meiner Mitarbeiter achten und sie nicht unendlich ausbeuten.
Genauso wichtig wie Mitbestimmung bei der Dienstplanung ist die Teamzusammensetzung. Klar, nicht jeder kann mit dem einen genauso gut wie mit dem anderen, das ist aber normal. Ich kann bei der Auswahl meiner Mitarbeiter trotzdem darauf achten, dass ich nicht zwei Charaktere einstelle, die sich gegenseitig in ihren eigenen Werten und Interessen widersprechen, dies nach außen tragen und somit einen anderen Teil des Teams zum Feind machen. Schlechte Stimmung im Team kommt nicht von ungefähr, sie kommt von persönlichen Differenzen zwischen einzelnen Mitarbeitern oder zwischen den Mitarbeitern und dem Boss. Für effizientes Arbeiten ist eine schlechte Stimmung im Team überhaupt nicht förderlich. Wenn du also wirklich etwas erreichen möchtest, ist es wichtig, dass du ein Team findest, das zu dir passt und funktioniert.
Das richtige Maß an Engagement
Teamwork lebt von der Beteiligung aller Teammitglieder. Somit ist es wichtig, dass du dich mit dem richtigen Maß an Engagement einbringst. Es funktioniert im Team nicht, wenn du alle Aufgaben selbst erledigst und im Endeffekt nur einer arbeitet. Jeder hat sein Spezialgebiet. Jeder kann sein Bestes zum Arbeitsergebnis beitragen. Dann wird auch der Chef zufrieden sein. Ein guter Arbeitgeber erkennt nicht nur gute Einzelleistungen, er weiß auch die Arbeit im Team zu würdigen.
Leider immer noch ein Tabuthema: das Geld
Die finanziellen Konditionen sind für einen Arbeitnehmer von äußerster Wichtigkeit. Du wirst selbst schon gemerkt haben: Wenn du zu wenig verdienst, wird am Monatsende das Geld knapp. Viele Arbeitgeber orientieren sich bei der Einstellung von Kräften, welche vielleicht nur als Aushilfe oder als Berufseinsteiger bei ihnen arbeiten, grundsätzlich am Mindestlohn. Auch am Gehalt sieht man, wie viel die Mitarbeiter dem Boss wert sind. Natürlich kann man am Anfang beim Mindestlohn starten. Das sollte aber die Möglichkeit enthalten, sich hochzuarbeiten. Gute Arbeitsleistung führt zu guter Bezahlung, das wäre der Idealfall. Leider tritt dieser viel zu selten ein.
Zusammenfassend kann man also einen guten Arbeitgeber an verschiedenen Punkten erkennen:
• Auftreten im Vorstellungsgespräch
• Arbeitsklima unter den Mitarbeitern
• Würdigung der Arbeitsleistung
• angemessene Bezahlung
Grundsätzlich gilt aber auch, dass der Boss genauso ein Mensch ist wie du und ich. Auch er kann einmal einen schlechten Tag haben und sich dann durchaus mal vergessen. Wenn diese Tage nicht überhandnehmen, ist es menschlich, wenn man auch mal eine Rüge kassiert. Ist diese grundlos ausgesprochen worden, wird der Arbeitgeber, wenn er ein bisschen Herz hat, im Nachhinein das Gespräch suchen und die Situation aufklären. Wenn sich beide Seiten auch in die Sicht des anderen versetzen können, steht dem Arbeitsverhältnis nichts mehr im Weg.
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