Nach langen Träumen von exotischen Gewächsen und Tieren, unbekannter Musik, Essen, das fremder kaum sein könnte, und einer Kultur, die als das England Asiens beschrieben wird, habe ich es endlich gewagt. Anfang August bin ich mit meinem Vater als japanerfahrenem Reiseleiter in das Land der aufgehenden Sonne aufgebrochen.
Fisch. Es gibt Fisch zum Frühstück. Auch wenn ich bereits seit Stunden in einem Flugzeug einer japanischen Airline umgeben von Japanern sitze und mein Abendessen bereits mit Stäbchen zu mir genommen habe: Nichts macht mir das Ziel meiner Reise so bewusst wie das Frühstück aus Reis, Lachs, Tofu und grünem Tee. Der erste Blick auf Japan bietet mir ein Meer aus grün – Maisfelder und Bambuswälder.
Ein Hostel mitten in der Natur Nikkos
Unsere erste Station in Japan ist ein kleines Hostel in der Nähe von Nikko. Wegen seiner Lage mitten im Wald werden wir vom Eigentümer in der Stadt abgeholt. Auf dem Weg durch den Wald umfangen mich Gerüche, die ich sonst nur aus exotischen Gewächshäusern kenne – Zeugnis der beinahe schon subtropischen Klimazone.
Das Hostel scheint sehr international ausgerichtet zu sein. England, Schweiz, Frankreich, Deutschland, USA, all diese Länder sind hier vertreten. In der außenliegenden Lounge trifft sich die Gruppe abends zum Sake trinken und Austausch über die Erlebnisse des Tages. Eine seltsame Atmosphäre, unter so vielen Europäern in einem so fremden Land zu sein. Der Besitzer des Hostels, ein Amerikaner, ist äußerst hilfsbereit, stellt Karten und seine Erfahrung in der Gegend zur Verfügung. Mit seiner Hilfe wird nun also der Trip in Nikko geplant.
Die Schreine Nikkos
Wir brechen bereits früh morgens zu den Tempelanlagen auf, bevor die ersten Busse die Touristenmassen ankutschieren. Nachdem wir erst etwas Zeit brauchen, um den Tempelbezirk zu finden, erscheint es verrückt, wie man diesen Ort übersehen kann. Die Größe der gesamten Anlagen ist überwältigend. Sie erstreckten sich deutlich weitläufiger, als ich es mir hätte vorstellen können.
Nikkos Nationalpark
Später am Tag werden wir merklich vom Pech verfolgt. Von den in aller Welt bekannten Kegon-Fällen kann ich leider nur ein Rauschen wahrnehmen, da sie in dichten Nebel getaucht sind. Auch der Blick auf den Chuzenji-See, der sonst durch sein klares Wasser und die Größe atemberaubend schön sein soll, ist mir bis auf ein paar wenige Meter verwehrt.
Ein Fleckchen voller Ruhe: Omiya-koen
Auf dem Weg nach Tokyo stoppen wir in dem kleinen Dorf Omiya-koen. In Japan ist das „Bonsai-Dorf“ für seine Bonsaigeschäfte und -ausstellungen bekannt… zumindest unter Bonsailiebhabern. Die Kunst der Bonsaigärtner besticht durch deren Geduld und dem Auge fürs Detail; kein Ast wächst in die falsche Richtung, kein Stein liegt am falschen Ort. Orte voller Ruhe, die einen mit Miniaturwäldern und Nachbildungen ganzer Gebirgslandschaften verzaubern.
Der Wahnsinn der Großstadt
In Tokyo ist es mit der Ruhe dann vorbei. Das markanteste Symbol für die Hektik und die eigenartige Dynamik der Stadt ist wohl die „Alle-gehen-Kreuzung“ in Shibuya. Ein Ort, der zwar interessant zu sehen ist, an dem man jedoch nicht allzu viel Zeit verbringen möchte. Betrachtet man die Ströme der Menschen für eine Weile, scheint es ein Wunder, dass niemand ineinander läuft und so Unfälle verursacht.
Am nächsten Tag besuchen wir ein Stadtviertel, das eher nach meinem Geschmack ist: Jimbucho, die „Bücherstadt“. Hier reihen sich Buchladen an Buchladen; mit Zeichnungen, Notizheften und wunderschönen alten Büchern. Mit angemessener Recherche finden sich auch die wenigen Buchläden, die nicht-japanischsprachige Bücher vertreiben. Doch auch die japanischen Bücher haben ihre eigene Ästhetik, wegen der es sich zu kommen lohnt.
Die anderen Viertel der Stadt sind im gleichen Maße spezialisiert. So gibt es einen Stadtteil voller Läden mit Elektrozubehör und Werkzeug, einen Stadtteil voller Museen und Kultur, ein Modeviertel, ein Restaurantviertel usw. Wie genau die Läden bei so dichter Konkurrenz überleben können, ist mir bis zum Schluss ein Rätsel, doch irgendwie geht das System offensichtlich auf.
Wohin geht es weiter?
Nach diesem knapp viertägigen Trip durch Zentraljapan brechen wir nun in den Norden auf, fort von der Hitze und den Städten. Wir machen uns auf den Weg nach Hokkaido, der nördlichsten Insel Japans, die für ihre unberührte Natur bekannt ist.
Nicolás Heyden
Schöne Impressionen, geben mir gleich wieder nostalgieähnliche Gefühle!
Liebe Grüße
Charlotte Hopf
Dankeschön, freut mich sehr zu hören!
Du warst also auch schonmal in Japan…?
Nicolás Heyden
Eine Weile, folgt eigentlich noch ein Artikel über den Norden? 🙂
Charlotte Hopf
ist in Arbeit… kannst im Laufe der nächsten woche damit rechnen 🙂
Steffi Hollenbach
Hallo Charlotte,
mit besten Grüßen aus Berlin hab ich Deinen Japan-Reisebericht Teil 1 gerade begeistert gelesen und geradezu “aufgesaugt”.
Ganz toll geschrieben und so schöne Fotografien.
Ich habe gerade ganz aktuell zu Deinem Blog auch mein “Tochter-Girly” – Katharina – in der Welt “rumreisen”.
AUSTRALIEN für 1 Jahr.
Danke, dass Ihr “großen Kinder” uns an Euren Erlebnissen teilhaben lasst und das wir die Welt durch Eure Augen mit sehen dürfen.
Viele Grüße von Steffi
(Cousine von Deinem Papa Christian)
Hans-Joachim Lerch
Ganz toll geschrieben. Besonders die erste Impression. Wie sie ein alter japanischer Maler zeichnen würde. Wenige Worte, und man taucht ein ins Bild. Gratuliere! Ich freu mich auf die Fortsetzung
Peter
Hallo Charlotte,
toll geschrieben und angenehm zu lesen.
Ich kann mir geradezu vorstellen, wie schön es für Euch beide gewesen sein muss. Auch für deinen Papa, der seine Eindrücke nun endlich mit dir teilen konnte.
Freu` mich schon auf den nächsten Beitrag!
Liebe Grüße
Peter