Ich war damals 17 Jahre alt und als die Abiturprüfungen näher kamen, fragten mich immer mehr Menschen, was ich nach dem Abitur vor hätte. Meine Antwort: „Ich habe eine Art `Traum´. Nächstes Jahr sind viele von meinen Freunden im Ausland. Außerdem habe ich viele Freunde, die ohnehin im Ausland wohnen. Ich könnte theoretisch einmal um die Welt reisen und nur bei Freunden wohnen.“ Die Reaktion: Überraschung und Verwunderung. Manche ermutigten mich, manche warnten mich, aber die meisten glaubten wie ich selber nicht daran, dass ich nächstes Jahr wirklich alleine um die Welt reisen würde. Auch meine Eltern waren anfangs nicht begeistert von dieser „fixen Idee“.
Der Sommer verging und ich hatte keine Ahnung, wie mein nächstes Jahr nun wirklich aussehen würde. Statt einer Bewerbung für einen Studienplatz, ein FSJ oder ein tolles Praktikum, schrieb ich an eine Keksfabrik bei uns um die Ecke und fing zwei Wochen später als Produktionshelferin (= Keksverpackerin) in Vollzeit an zu arbeiten. Außerdem sendete ich E-Mails an meine Freunde in der Welt und fing an, "ganz hypothetisch" die Daten zu koordinieren, wann ich bei wem sein konnte. Es schien jedoch alles wie in Watte gepackt, ganz unwirklich und ich glaubte nicht, dass ich wirklich um die Welt reisen konnte. Auf der anderen Seite war mir jedoch klar, dass die Zeit drängte und die Flugpreise, die ich in tagelanger Recherche immer wieder anschaute, wurden nur teurer. Am 27. Oktober folgte dann mein Sprung ins kalte Wasser – ich buchte einfach einen Platz in einer AirIndia-Maschine, eine Fluggesellschaft, von der ich noch nie gehört hatte. Die Flugbestätigung servierte ich meinen Eltern beim Abendbrot.
Begreifen, dass ich wirklich aufbrechen würde, konnte ich immer noch nicht. Erst am 10. Januar am Frankfurter Flughafen bei der Verabschiedung von meiner Familie dämmerte mir so langsam, was ich da eigentlich vorhatte. Das Gefühl im Bauch war mehr als mulmig. Meine schön vorher konzipierten Zettel im Rucksack mit Flugdaten, Gepäckbestimmungen und Packlisten waren mein einziger Wegweiser und schienen mir in diesem Moment ganz schön nutzlos. Die Route hieß Australien, Indonesien, China, USA, Mexiko, Kanada und wieder nach Hause.
Warum ich alleine um die Welt reiste
Schon der heilige Augustinus wusste: „Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ Bücher faszinierten mich schon immer. Wenn sie spannend sind, reizt es mich aber mehr als nur eine Seite zu lesen. Anders gesagt: Zwei Gründe aufzubrechen waren sicherlich meine Neugier und auch die Abenteuerlust: Wie leben meine Freunde eigentlich auf den anderen Kontinenten? Was gab es zu erleben und entdecken, von dem ich jetzt noch nicht den blassesten Schimmer hatte? Für mich waren diese Orte ja noch weiße Flecken auf der Landkarte.
Ich muss jedoch auch ganz ehrlich zugeben, dass ich noch nicht die geringste Ahnung hatte, was ich studieren sollte. Nach dem ganzen Abi-Stress konnte und wollte ich mich einfach auch nicht schon wieder hinsetzen und weiterlernen. Obwohl, das ist falsch: lernen wollte ich schon: "die Welt kennenlernen" und nicht nur aus dem Klassenzimmer, dem Fernseher oder der Zeitung von ihr erfahren. Ich brauchte also auch eine Art Pause, Neuausrichtung, Identitätsfindung – man kann es nennen, wie man möchte – ich wollte raus. Und wenn ich sowieso losfuhr, dann auch richtig! Alleine wollte ich eigentlich gar nicht reisen. Doch alle meine Freunde sagten zwar: “Oh, das ist ja total cool.“ Aber wirklich mitkommen mochte oder konnte keiner. Am Anfang hat mir das ziemliche Sorgen bereitet und ich habe immer noch Leute versucht zu überzeugen. Doch am Ende wollte ich meinen Traum nicht aufgeben und bin einfach alleine aufgebrochen. Jetzt bin ich seit drei Wochen wieder zu Hause – ich kann es gar nicht glauben, dass ich wirklich um die Welt gereist bin und, dass alles schon wieder vorbei ist. Wie ich meine Weltreise geplant und finanziert habe und einige Reiseberichte erfahrt ihr in Kürze hier bei f1rstlife.
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