Janik Dreiseitl ist 25 Jahre alt und Sportstudent in Mainz. Über 15 Jahre lang war er aktiver Judoka, war zuletzt sogar in der Judo-Bundesliga aktiv. 2014 kam er dann durch einen Freund zum Bodybuilding – und ist vor kurzem Rheinland-Pfalz Meister im „Classic Bodybuilding“ geworden, wodurch er sich für die Mr. Olympia (eine Art Weltmeisterschaft) qualifiziert hat. Wir haben mit ihm über das Training, den Verzicht und die Vorurteile gesprochen.
Lieber Janik, war es schwer für dich, den Judosport aufzugeben?
Nein. Die Entscheidung, mit dem Judosport aufzuhören, fiel ja aus freien Stücken. Als ich damals ergänzend zum Judo mit dem Krafttraining begann, stellte ich fest, dass mir das Krafttraining deutlich mehr Spaß bereitete und ich mehr Zeit im Kraftraum als auf der Judomatte verbrachte. Nach über 15 Jahren Judosport war dann auch die Luft irgendwie raus. Hin und wieder fehlt mir das „Geraufe“ auf der Matte mit den alten Kollegen allerdings doch, weshalb ich, sofern es die Zeit zulässt, hin und wieder mal wieder nach Speyer zu meinem damaligen Verein komme. Das kommt in letzter Zeit allerdings sehr selten vor.
Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung reagiert, Bodybuilding zu betreiben?
Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Meine Eltern und einige meiner Freunde hielten von dieser Sportart nicht viel. Das ist auch absolut verständlich. Für Außenstehende wirkt diese Sportart vermutlich sehr absurd. Andere wiederum fanden die Idee gut, auf die Bühne zu gehen. Mittlerweile haben sich aber auch die, die anfangs skeptisch reagierten, daran gewöhnt, dass ich diesen Sport betreibe.
Wie viel Zeit investierst du in der Woche in deinen Sport?
Während der Vorbereitung (Diät) auf einen Wettkampf stehen sechs bis sieben Einheiten pro Woche mit je einer Stunde Krafttraining an. Hinzu kommen drei bis vier Cardioeinheiten für die Fettverbrennung pro Woche von jeweils 30 bis 45 Minuten.
Während so einer Wettkampfdiät hat man mit einigen Einschränkungen zu kämpfen. Es ist schwierig, ein paar Tage wegzufahren, da man sich ja an Trainings- und Ernährungsplan halten muss. Abends mit Freunden in eine Bar gehen und was zu trinken sowie bei Feierlichkeiten nach Lust und Laune zu essen, ist in dieser Zeit auch nicht möglich. Das ist sehr schwierig, da Essen für mich eine der tollsten Sachen der Welt ist. Zudem hat man während so einer Diät häufig mit schlechter Laune zu kämpfen. Während der Diät frage ich mich oft, warum ich mir das überhaupt antue. Wenn ich dann aber auf der Bühne stehe, ist es super und am Ende hat sich der Aufwand dann doch gelohnt. In normalen Zeiten, also in der Aufbauphase, trainiere ich vier bis fünf Mal pro Woche für etwa 1,5 Stunden.
Erkläre uns bitte kurz, wie das mit den Verbänden und Wettkampfklassen funktioniert.
Das ist wahrscheinlich ein etwas längeres Thema. Ich versuch es mal so kurz wie möglich zu erklären: Im Bodybuilding gibt es fünf Verbände: IFBB, NAC, WABBA, NBBUI und die GNBF. Die NAC, die WABBA und die NBBUI sind eher kleinere Verbände. Die IFBB ist der „Profiverband“ in dem man allerdings ohne „Hilfsmittel“, also Doping, kaum eine Chance hat. Vor einigen Jahren wurde dann die GNBF gegründet, die sich für das Naturale Bodybuilding in Deutschland einsetzt, auch Dopingkontrollen durchführt und bereits sehr viele Mitglieder hat.
Bei den RLP-Meisterschaften bin ich in der Klasse „Classic Bodybuildng“ gestartet. In dieser Klasse gibt es ein auf die Größe bezogenes Gewichtslimit, sodass man dort gegen keine absoluten „Viehcher“ antreten muss. Zudem geht es in dieser Klasse weniger um die maximale Muskelmasse, sondern eher um einen harmonisch entwickelten, ästhetischen Körper sowie die Präsentation (das Posing). Bei der GNBF gibt es diese Klasse nicht, da aufgrund des natural erreichbaren Limits an Muskelmasse die Athleten sowieso nicht zu extrem aussehen. Dort starte ich in einer normalen Bodybuilding-Klasse.
Was erhoffst du dir für die kommenden Wettkämpfe?
Der Jahreshöhepunkt ist die Deutsche Meisterschaft der GNBF am 4. November. Natürlich ist eine deutsche Meisterschaft nochmal eine andere Hausnummer als eine RLP-Meisterschaft. Dort werden um die 200 Top-Athleten in allen Gewichtsklassen aus ganz Deutschland erwartet. Wenn in den nächsten Wochen und vor allem am Wettkampftag alles wie geplant läuft, erhoffe ich mir einen Platz unter den ersten fünf. Ich will mich gegenüber dem siebten Platz bei der IDM im letzten Jahr auf jeden Fall steigern. Die Top Drei wäre der Wahnsinn.
Für die Mr. Olympia am 18. und 19. November in Italien setze ich mir keine Ziele. Ich will einfach nur Spaß haben und eine gute Form auf die Bühne bringen. Allerdings steht ein Start bei der Mr. Olympia bei mir noch nicht zu hundert Prozent fest, da der Verband die Kosten für die Athleten nicht übernehmen kann, weshalb der Start von mir selbst finanziert werden müsste. In den nächsten Wochen werde ich versuchen Wege zu finden, um mir die Finanzierung zu ermöglichen. Als Student ist das schwierig,da fehlt einem einfach das Geld und einen Sponsor habe ich leider keinen. Das Problem heutzutage ist, dass die potenziellen Sponsoren nicht mehr auf die Leistungen, die auf der Bühne erbracht werden, schauen, sondern nur noch auf Abonnenten bei Instagram und Youtube.
Was denkst du darüber, dass Bodybuilder oft mit Vorurteilen wie der Einnahme von Anabolika etc. zu kämpfen haben?
Das Vorurteil mit dem Doping ist ja nicht komplett aus der Luft gegriffen, da in dieser Sportart wirklich ein Großteil darauf zurückgreift. Für Natural Bodybuilder ist das natürlich oftmals schade, da viele auch diesen unterstellen, auf solche Mittel zurückzugreifen.
Ein weiteres Vorurteil, mit dem man oft konfrontiert wird, ist, dass Bodybuilder selbstverliebt und dumm sind. Klar gibt es auch in dieser Sportart einige Proleten, aber die gibt es auch im Fußball oder in anderen Sportarten. Gerade bei den Athleten, die man auf den Meisterschaften der GNBF (Naturalverband) trifft, treffen diese Vorurteile absolut nicht zu.
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