Alle Jahre wieder kommt das Christuskind – oder der Weihnachtsstress. Weihnachten und die ganze Adventszeit gehören fest zu unserem Jahreskalender. Auch wenn nicht jeder einen Zugang zum christlichen Fest der Geburt Jesu hat, kommt man doch nicht wirklich drum rum. Vielleicht ist es ja auch ganz gut so, denn die Botschaft von Weihnachten erinnert uns jährlich daran, dass es Hoffnung gibt – auch in der dunkelsten „Nacht“.
Jedes Jahr das gleiche… „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Oh du fröhliche“, die Weihnachtsgeschichte gelesen aus Lukas 2…. Jedes Jahr hört man irgendwann, dass wir uns „vorbereiten auf die Geburt Jesu“ – aber mal ehrlich! Es ist doch eigentlich schon passiert? Wieso wiederholen wir das alles jedes Jahr auf’s Neue? Klar ist es uns als Christen wichtig, sich nochmal bewusst zu machen, was da eigentlich geschah, zumindest ist es mir persönlich wichtig, aber worum geht’s denn eigentlich? Trotzdem… ich muss ehrlich sagen, ich habe manchmal so meine Schwierigkeiten, mich darauf einzulassen… Die besinnliche Stimmung geht im Alltagstrubel und Geschenke-Chaos doch wieder verloren.
Und das, obwohl ich es mir immer wieder vornehme: „dieses Jahr wird der Advent besinnlich“. Vielleicht sind wir Menschen einfach unverbesserlich, dass solche Vorsätze nur selten wirklich umgesetzt werden können, oder wir lassen uns mehr leben, statt selbst zu bestimmen: jetzt halte ich inne, denke mal nach, lese vielleicht etwas über die wahre Bedeutung von Weihnachten jenseits des Einkaufswahnsinns… Doch das Handy und die Ablenkung lockt und so gelingt auch mir es nicht immer, wirklich zur Ruhe zu kommen.
Auf den Kontext kommt es an
Jede Geschichte – und so auch die Weihnachtsgeschichte steht in einem gewissen Kontext – kulturell, zeitlich. Was jeweils davor und danach geschah ist unheimlich wichtig. Ich glaube, wenn wir das nicht beachten, bleibt die Weihnachtsgeschichte einfach eine nette Geschichte, die man mit der Familie einmal im Jahr liest. Wenn man sich aber einmal richtig hinein denkt, was es bedeutet, dass Gott so ärmlich auf die Welt kommt und wozu, bekommt man eine neue und frische Perspektive – eine, die auch in unser “heute” hineinreicht. Ich denke gerade in diesem verrückten Jahr, in dem die ganze Welt scheinbar auf den Kopf gestellt wurde und so manche Normalität verloren ging, fragt man sich doch: interessiert sich Gott eigentlich für das, was sich auf der Erde abspielt? (Vielleicht glaubst du ja auch gar nicht an Gott, das ist natürlich auch ok ;))
Der Kontext der Weihnachtsgeschichte sagt uns, dass große Not da war: Unterdrückung, hohe Steuerlast, dann auch noch eine Volkszählung – wozu denn bitte das? Und Maria als Schwangere mitten drin – ich glaube so begeistert war sie von dem ganzen auch nicht. Auch wie es mit Jesus weiterging war nicht immer einfach, bis hin zu seiner Kreuzigung. Doch all das gehört dazu, Weihnachten ist “nur” der Anfang und war nicht unbedingt so romantisch wie es in unseren Wohnzimmern mit den Kerzen, den geschmückten Tannenbäumen und den beleuchteten Krippen dargestellt wird… 😉
Warum also jedes Jahr auf’s Neue?
Dazu kam mir neulich ein Gedanke: hat Gott nicht auch sämtliche andere Feste im Volk Israel eingesetzt, und zwar bewusst, um sie zu erinnern an verschiedene Ereignisse ihrer Geschichte oder Gottes Eigenschaften. Die Juden feiern ja auch heute wöchentlich den Schabbat als Erinnerung daran, dass der Mensch auch Pause braucht, quasi ein Mini-Advent zum Innehalten jede Woche.
Da gibt es das Passafest als Erinnerung der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, das Laubhüttenfest oder auch Sukkot genannt zur Weinernte, das man mit dem christlichen Erntedankfest vergleichen könnte, den Versöhnungstag „Yom Kippur“, einer der höchsten Feiertage, bei dem es darum geht, Gott um Vergebung seiner Schuld zu bitten… Es ist also nicht ungewöhnlich, dass Feste sich wiederholen – und ich glaube es ist auch gut, immer wieder an etwas erinnert zu werden. Es gibt uns Routine und ein bisschen Sicherheit. Und gerade in einem Jahr wie 2020 wo sämtliche Abläufe erst mal „über den Haufen geschmissen“ werden sehnen wir uns nach Traditionen und Normalität.
Doch auch wenn manche Umstände anders sind, manche Veranstaltungen ausfallen oder man die Familie nicht im ganz großen Kreis besuchen kann bleibt die Weihnachtsbotschaft dieselbe und möchte uns ermutigen und erinnern: Gott macht sich klein und kommt uns Menschen entgegen. Er ist für alle da (siehe die Hirten auf dem Feld – wer hat sich damals schon für sie interessiert?).
Schon die ganzen Umstände von Jesu Geburt waren alles andere als eines Königs würdig – trotzdem hat es Gott so werden lassen – und fordert damit auch mein Denken heraus. Wo muss ich auch mal meine “Komfortzone” verlassen? Wo ist Hoffnung da, auch wenn der Ausgangspunkt scheinbar suboptimal ist?
24x Weihnachten neu erleben
Gerade wenn manche Tradition nicht fortgeführt werden kann oder aussetzen muss, hat man Gelegenheit sich selbst zu fragen: was bedeutet mir eigentlich Weihnachten?
Ein Anstoß kann zum Beispiel das Musical „24x Weihnachten neu erleben“ sein, eine Initiative von Christen aus verschiedenen Kirchen und Denominationen, die Weihnachten nochmal greifbarer machen soll – im 21. Jahrhundert. Da das Musical dieses Jahr nicht live aufgeführt werden kann, wurde es gefilmt und wird die Weihnachtstage über kostenlos zu streamen sein. Ich bin schon gespannt auf die Umsetzung, die Kostüme und ein bisschen Weihnachtsfeeling auf der Couch. Ich habe es selbst zwar noch nie gesehen, aber von einigen gehört, dass es sich absolut lohnt – wie toll, dass ich dafür dieses Jahr nicht mal 1km weit fahren muss, um dabei sein zu können 😊
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