Du bist mit der Schule fertig und weißt noch nicht, wie es danach weiter geht? Ob du mit einer Ausbildung oder einem Studium anfangen sollst oder doch erstmal ein FSJ machst? Unsere Autorin Catarina stellt dir die verschiedenen Möglichkeiten vor.
Ich weiß nicht, wie es dir gerade geht, aber bis zum Ende der Schulzeit ist man es gewohnt, dass der eigene Weg vorgegeben ist. Man geht in den Kindergarten, die Grundschule und in eine weiterführende Schule, mindestens, bis man 16 Jahre alt ist. Bis dahin gilt in Deutschland nämlich die Schulpflicht. Ich bin inzwischen mit meinem Studium fertig und arbeite mich mühsam ins Arbeitsleben.
Irgendwie habe ich mir das alles anders vorgestellt und wäre froh gewesen, wenn damals, am Ende der Schulzeit, mal jemand mit mir darüber gesprochen hätte. Deshalb schreibe ich dir meine Erfahrungen zum Thema „Was soll ich nach der Schule machen?“ und „Woher soll ich denn wissen, welcher Beruf der Richtige für mich ist?“ auf. Ich möchte dich damit ermutigen, dir nicht so viel Stress zu machen und mit Freude in deinen nächsten Lebensabschnitt zu starten!
Sofort weitermachen oder erstmal eine Auszeit?
Ich habe nach meinem Abitur ein „Freiwilliges Soziales Jahr“ (FSJ) in einem Kindergarten gemacht. Mir hat dieses Jahr, um mal rauszukommen aus dem System, mir in Ruhe Gedanken zu machen, was ich will, und auch der Austausch mit den anderen Jugendlichen in meiner FSJ-Gruppe sehr gutgetan. Je nach Interesse gibt es verschiedene Schwerpunkte: Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) oder den Bundesfreiwilligendienst. Im Internet findest du Einrichtungen in deiner Nähe.
Übrigens: So einen Freiwilligendienst kann man nicht nur nach der Schule machen, sondern auch zwischendurch in der Uni oder später mal zur Neuorientierung. Ja, das Gehalt ist nicht super hoch, aber die Erfahrung und die Möglichkeit, einfach mal Sachen auszuprobieren, ohne gleich eine Ausbildung machen zu müssen, ist schon ziemlich cool!
Nach der Schule: Auslandserfahrungen sammeln
Nach der Schule ein Jahr nach Australien zu gehen, das war in meinem Abschlussjahrgang der absolute Renner unter den Auslandserfahrungen. Die einen machten Work and Travel, die anderen boten sich als Au-pair bei Agenturen an. Hauptsache: Mal weg von zu Hause! Das sind Erfahrungen, die du nie wieder so unbedarft machen wirst, deshalb: los geht´s! Solche Auslandsaufenthalte gehen aber auch ins Geld, denn Reisen ist teuer. Es gibt viele Freiwilligen-Projekte im Ausland, in denen du eine Unterkunft, Essen und ein kleines Taschengeld erhältst.
Unfair finde ich es, wenn du dafür bezahlen sollst, dass du kommst und mithilfst. Schließlich bringst du schon fast kostenlos deine Zeit ein. Meine Freundin hat erstmal 1,5 Jahre Vollzeit in einem Café gearbeitet, um sich das Work and Travel – Jahr in Australien finanzieren zu können – also auch das geht, wenn man das wirklich will. Gönn dir die Auszeit und sammle Erfahrungen! Arbeiten wirst du später noch lange genug. 😉
Auf der Suche nach dem richtigen Beruf
Alle, die ich kenne, haben sich durch etliche Berufstests und die Berufsberatung bei der „Agentur für Arbeit“ durchgekämpft. Die Ergebnisse bei den meisten waren sehr ernüchternd. Ich habe mir, während meines FSJs, am Tag der offenen Tür der Uni in Mainz, Vorträge über Studiengänge angehört, die mich von der Beschreibung her interessierten, und mich dann für Geographie entschieden. Ich wusste damals nicht so richtig, nach welchen Kriterien, außer dem inhaltlichen Interesse, ich meinen weiteren Ausbildungsweg auswählen sollte. Heute würde ich dir raten: Beschäftige dich mit der Arbeitsrealität hinter deinem Interesse. Fertig studierte Geographen zum Beispiel sitzen häufig im Büro, anstatt draußen unterwegs zu sein. Außerdem arbeiten sie häufig entweder in Planungsbüros (z.B. für neue Windparks) oder in der städtischen Verwaltung. Beides ist nichts für mich. Ich wäre lieber draußen unterwegs, möchte die Natur mit meinem Tun schützen und hätte dafür vermutlich eher Biologie studieren müssen.
Wenn du die Möglichkeit hast, schnuppere in die Berufe rein, die mit deinem Interesse zu tun haben. Um es dir später zu erleichtern und weniger Frust zu haben, beschäftige dich lieber am Anfang intensiver damit, wohin du möchtest, als später frustriert zu sein. Es gibt gute Berufsberatungen, aber auch viele schlechte und Eltern haben auch noch häufig Vorstellungen im Kopf, was du mal werden sollst. Hör´ auf dein Herz und lass dich nicht stressen! Du hast alle Zeit der Welt. Arbeiten müssen wir nämlich sicherlich sehr lange!
Studium vs. Ausbildung – Was ist das Richtige für mich?
Ganz ehrlich, uns hat man damals versucht, weiß zu machen „nur mit einem Studium wirst du mal gut Geld verdienen“ oder „Wer was auf dem Kasten hat, studiert“. Das ist alles völliger Quatsch. Heute weiß ich: Wenn du das machst, was du gerne machst, machst du es auch gut und bekommst einen ordentlichen Lohn bzw. wirst dich weiterbilden und aufsteigen.
Ich kenne gerade so viele Menschen, die ihren Beruf überhaupt nicht gerne machen. Da spielt das Geld auch keine Rolle mehr. Sie sind frustriert, wechseln häufig den/die Arbeitgeber*in, in der Hoffnung, irgendwann mal Spaß an der Tätigkeit zu haben und gerne auf die Arbeit zu gehen. Ich kenne Menschen, die mit Ausbildungen schon viel weiter sind als ich gerade, die ein Haus gebaut oder bereits Kinder haben, während meine Studienfreunde fast alle unzufrieden und weiterhin auf der Suche sind. Deshalb ist weder das Studium noch die Ausbildung ein Garant für Glück.
Such dir das aus, worauf du Lust hast! Im Studium muss man zumeist viel auswendig lernen, in der Regel trockenen Stoff, häufig ohne jeglichen praktischen Bezug zur späteren Arbeitswelt. In der Ausbildung musst du zwar auch wieder zur Schule gehen, hast aber parallel auch gleich den praktischen Teil in deinem Ausbildungsbetrieb. Aufgrund des hohen Fachkräftemangels bleiben aktuell viele Ausbildungsplätze, gerade im Handwerk, frei. Es tut sich langsam, aber sicher auch etwas bei der Bezahlung und den Bedingungen. Fordere deine ruhig ein, die Betriebe brauchen dich. 😉
Nimm dir Zeit und probiere dich aus!
Abschließend möchte ich dir mit auf den Weg geben: Lass dich nicht unter Druck setzen! Es gibt nur einen richtigen Weg für dich, nämlich deinen eigenen, egal wie du ihn gestaltest! Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Probiere das aus, was dich interessiert, hör´ auf dein Herz und lass dir bloß nicht reinreden. Hol´ dir Hilfe und Unterstützung, wenn du sie haben möchtest. Heute haben fast alle keine geradlinigen Lebensläufe, das macht dich interessanter! Außerdem hast du IMMER die Möglichkeit, dich nochmal weiterzubilden oder was Neues anzufangen. In Deutschland hast du sogar die Möglichkeit, das Abi in der Abendschule nachzuholen oder später doch nochmal zu studieren.
Übrigens gibt es auch jetzt noch leere Ausbildungsstellen und freie FSJ-Plätze, wenn du gerade noch keinen Plan hast. Oder jobbe einfach erstmal ein bisschen in einem Restaurant. Die suchen alle händeringend aktuell! Ich wünsche dir viel Glück auf deinem weiteren Weg und freue mich, wenn ich dich ein bisschen inspirieren konnte. Schreib mir gerne in die Kommentare, was deine Idee für deinen nächsten Lebensabschnitt ist. 😊
Weitere Informationen
Freiwilligendienste = https://www.bundes-freiwilligendienst.de/
Work and Travel = https://www.travelworks.de/work-and-travel.html
Bei mir gab es damals von der „Agentur für Arbeit“ (AfA) ein Buch über alle Studiengänge und Ausbildungen in Deutschland. Heute gibt es das bestimmt auch in digitaler Variante. Schreib deine jeweilige AfA doch einfach mal an. 😉
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