Bei Diskussionen über die Corona-Impfung werden einem von Impfgegnern oft die absurdesten Argumente entgegengebracht. Die beliebtesten Scheinargumente der Querdenker lassen sich aber leicht widerlegen. Unser Autor hat dir die zehn Häufigsten zusammengestellt.
Platz 10: Argumentum ad hominem – das Argument auf die Person
„Schlaf ruhig weiter, Du Schlafschaf!“. Kaum ein Beitrag in den Sozialen Medien über die Corona-Impfung ist nicht gefüllt mit Sprüchen wie diesem, die den Befürwortern der Impfung Unwissenheit, Blindheit, Ignoranz oder ähnliches unterstellen. Mal davon abgesehen, dass die Annahme sehr gewagt ist, ein Querdenker, welcher seine Informationen von Google, YouTube und Telegram bezieht, sei auch nur ansatzweise besser informiert als ein normaler Durchschnittsbürger: Das Argument ist in sich völlig leer und ohne jede Aussagekraft.
Denn: Es muss immer gegen die vorgebrachten Aussagen argumentiert werden – nie gegen die Person an sich!
Platz 9: Argumentum ad verecundiam – das Argument der Autorität
Ob bankrotter Schlagerstar oder mit Haftbefehl gesuchter veganer Koch: Immer öfter mischen sich Personen des öffentlichen Lebens in die Diskussionen um die Corona-Impfung ein, die zwar fachlich nichts von dieser Thematik verstehen, aber aufgrund ihrer Reichweite als „Autorität“ wahrgenommen werden. (Mit „Autoritäten“ ist hier gemeint, dass die Meinungen derjenigen Personen eine besondere Gewichtung haben, nicht, dass sie tatsächlich Macht ausüben.). Vertritt nun eine Person, die als „Autorität“ wahrgenommen wird, denselben Standpunkt wie man selbst, wird dies häufig als Argument verwendet.
Aber: Wenn eine Person des öffentlichen Lebens dieselbe Meinung vertritt wie man selbst, dann ist dies für die Person zwar erfreulich, aber kein Argument.
Platz 8: Argumentum ad ignorantiam – das Argument der Ignoranz
Beliebt ist bei Diskussionen häufig auch ein „Rollentausch in der Beweispflicht“. Das heißt, man beginnt den Versuch, dass man nicht mehr selbst seine eigene These belegen muss, sondern vom Gegenüber verlangt, dass er sie widerlegt. Das Argument der Ignoranz versucht, die Thesen zu stützen, da sie nicht widerlegbar sind. Doch dies ist kein Beweis für die Richtigkeit des Arguments.
Ein Beispiel: „Im Impfstoff sind Mikrochips und Quecksilber drin und das sorgt dafür, dass die Meisten sterben werden und die, die überleben, werden überwacht! Beweis´ mir erstmal, dass das nicht stimmt!“
Aber: Immer derjenige, der eine These aufstellt, muss diese beweisen und nicht derjenige, der sie anzweifelt.
Platz 7: Fallacia compositionis – das Kompositionsargument
Von Einzelereignissen auf generelle Sachverhalte zu schließen, passiert gerade bei Diskussionen über die Impfung häufig. Man versucht, von einzelnen Ereignissen eine generelle Regel abzuleiten.
Ein Beispiel: „Die Impfung ist viel schlimmer als die Krankheit selbst! Ich kenne eine, die hatte Corona und hatte so gut wie gar keine Symptome. Aber ich kenne einen, der sich impfen hat lassen, und der hatte zwei Tage lang Gliederschmerzen!“
Aber: Einzeln aufgetretene Dinge sind nie automatisch repräsentativ; um über Häufigkeit und Ableitbarkeit sprechen zu können, bedarf es empirischer Studien.
Platz 6: Argumentum ad antiquitatem – das Argument der Tradition
Besonders plump scheint das Argument der Tradition daherzukommen, wenn mit einem Verhalten aus der Vergangenheit das eigene Verhalten in der Gegenwart begründet werden will. Ein besonders häufig auftretendes Beispiel bei Impfgegnern ist: „Ich habe mich noch nie impfen lassen und bin deshalb auch noch nicht gestorben!“
Aber: Der Verweis auf das „Früher“ zeigt lediglich, was der Fall war, aber noch nicht, ob es richtig oder falsch ist beziehungsweise ob es so bleiben wird; gerade bei einer neuartigen Pandemie.
Platz 5: Argumentum ad novitatem – das Innovationsargument
So wenig wie allein der Verweis auf das Frühere als Argument taugt, so wenig tut es der Verweis auf Neuheit. Doch genau dies verwenden besonders „smarte“ Zeitgenossen in Diskussionen oft als Argument, um ihre Ansichten zu begründen.
Ein Beispiel: „Vor kurzem erschien ein Video auf YouTube, in dem ein Forscher sagt, dass das Coronavirus eigentlich doch gar nicht so gefährlich ist.“
Aber: „Neuer“ ist nicht gleichbedeutend mit „richtiger“. Neues muss genau wie Altes auf seine Richtigkeit überprüft werden und löst das Alte nicht automatisch ab. Erst recht, wenn es um spekulative Äußerungen zu einer Krankheit geht, die noch kaum erforscht ist.
Platz 4: Circulus vitiosus – das Zirkelschlussargument
Häufig wird die Ablehnung der Impfung über Umwege durch sich selbst begründet. Man argumentiert für die Ablehnung durch ein Argument, welches seinen Ursprung aber einfach nur in der Ablehnung hat.
Ein Beispiel: Ich bin nicht „3G“, getestet, genesen oder geimpft, ich bin „1G“, ich bin gesund! Und da lasse ich mich nicht impfen, wenn ich gesund bin! Denn wenn ich gesund bin, warum sollte ich mich dann testen oder impfen lassen?
Aber: Argumente, die sich im Kreis drehen, sind Luftblasen. Sie haben kein rationales Fundament.
Platz 3: Argumentum ad nauseam – das Argument der penetranten Wiederholung
Im Internet sind sie bekannt als „Trolle“. Im echten Leben rennen sie oft mit Schildern durch die Straßen und demonstrieren gegen die Impfung: Leute, die einfach immer und immer wieder genau das Gleiche lediglich in anderen Worten sagen. Aber sie argumentieren nicht wirklich. Häufig gibt das Gegenüber bei solchen Argumentationsweisen einfach nach – nicht weil es überzeugt ist, sondern weil es im wahrsten Sinne des Wortes über-redet wurde.
Ein Beispiel: Die Impfung ist total gefährlich! Im Internet habe ich auch gelesen, wie gefährlich die Impfung ist. Und außerdem steht das auch in meiner Telegramgruppe, dass die Impfung gefährlich ist. Der eine Koch sagt auch, wie gefährlich die Impfung ist.
Aber: Seine Behauptung so oft wie möglich in verschiedenen Worten zu wiederholen, ist kein Argument; sondern einfach nur nervig.
Platz 2: Straw man fallacy – das Strohmann-Argument
In Diskussionen über das emotionale Thema der Corona-impfung einen kühlen Kopf zu bewahren, ist das A und O. Dies fällt aber besonders schwer, wenn das Gegenüber einem Standpunkte unterstellt, die man gar nicht vertritt. Doch genau so funktioniert das Strohmann-Argument: Man interpretiert das Argument des Gegenübers völlig falsch und zieht aus dem gegnerischen Argument absichtlich falsche Schlussfolgerungen. Diese verzerrten Standpunkte werden dann angegriffen und entkräftet, obwohl man sie ja gar nicht vertritt.
Ein beliebtes Beispiel: „Die Impfung soll doch angeblich vor einer Infektion schützen?! Warum kenne ich dann viele, die geimpft sind und sich trotzdem infiziert haben? Das zeigt doch, dass die Impfung gar nichts bringt!“
Aber: Nicht das, was man in Argumente hineininterpretiert, muss in Diskussionen entkräftet werden, sondern das, was das Argument wirklich aussagt. Bei unserem Beispiel: Dass die Impfung immer vor einer Ansteckung schützt, behauptet keiner. Es geht stattdessen um die Schwere des Verlaufs.
Platz 1: Whataboutism – das Argument des Vergleichs
Auf Platz 1 der Scheinargumente der Impfgegner ist der „Whataboutism“. Seinen Ursprung hat dieses Scheinargument in der Propaganda-Taktik der Sowjetunion. Doch längst hält diese Methode auch Einzug in die Diskussionen rund um die Impfung. Das Argument verläuft wie folgt: Um den eigenen Standpunkt scheinbar zu untermauern, wird auf etwas verwiesen, was überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat.
Ein Beispiel: „Ach, Du bist gegen Corona geimpft? Und was ist mit all den anderen tausend Viren? Bist Du gegen die auch geimpft?“ Oder: „Corona ist schlimm? Und was ist mit der Grippe, die ist doch auch schlimm?“
Aber: Dadurch, dass etwas Anderes auch schlimm sein kann und es auch andere Krankheiten gibt, wird Corona nicht harmloser.
In die oft emotional geführten Diskussionen rund um die Impfung wird es sehr schnell hitzig, aber mit der nötigen Sachlichkeit und einem wachen Blick für die vielen Scheinargumente lassen sich die meisten Scheinargumente schnell entkräften. Denn: Nicht der Lauteste hat Recht sondern der, der sauber argumentiert.
Schreibe einen Kommentar