Der erste Fastensonntag ist ein besonderer Tag in der christlichen Kirche, denn gerade hat die Fastenzeit begonnen. Diese Zeit dient dazu, sich auf das Wesentliche zu besinnen und bewusst auf Dinge zu verzichten, um innerlich frei zu werden und in der Gottesbeziehung zu wachsen. Die Texte, die wir am ersten Fastensonntag im Gottesdienst hören, laden uns ein, über das Wesentliche nachzudenken: Jesus Christus, den neuen Menschen, der in uns sichtbar werden kann.
Fehlverhalten und Verführungen
In Jesus Christus sehen wir den neuen Menschen, den ursprünglichen Menschen, wie Gott ihn am Anfang gemeint und geschaffen hat. Dieser neue Mensch unterscheidet sich von dem alten Menschen, der durch die Sünde von Gott getrennt ist. Die erste Lesung stammt aus dem Buch Genesis und erzählt vom Sündenfall des Menschen: Die ersten Menschen lassen sich von der Schlange im Paradies verführen. Deshalb werden sie auch aus dem Paradies vertrieben. Die Episode aus dem Buch Genesis will erklären, wie die Sünde in die Welt gekommen ist. Und sie tut dies, indem sie vom Fehlverhalten der ersten Menschen berichtet.
Das Evangelium vom ersten Fastensonntag bildet die Gegenerzählung zu dieser Lesung aus dem Buch Genesis. Es erzählt nämlich von Jesus, der in der Einsamkeit der Wüste vom Teufel versucht wird. Das Szenario ähnelt dem aus der Genesis: Wieder ist es ein Mensch, wieder ist es der Teufel, wieder große Versprechen, wenn dieses und jenes getan wird. Und obwohl beide Erzählungen beinahe parallel aufgebaut sind, unterscheiden sie sich doch an einem zentralen Punkt: Während die ersten Menschen der Versuchung der Schlange nachgeben, widersteht Jesus Christus den Versprechungen des Teufels. Er bleibt standhaft, er lässt sich nicht in die Irre führen.
Sinn und Orientierung durch Ausrichtung auf Jesus Christus
Damit präsentiert das Evangelium Jesus als den neuen Menschen, als den zweiten Adam. Wie der erste Adam wird auch Jesus vom Teufel versucht. Aber im Gegensatz zu den ersten Menschen lässt sich Jesus nicht auf den Versucher ein. Er wird nicht sündig, indem er vom Weg Gottes abweicht. Sondern er setzt dem Versucher einen wichtigen Gedanken entgegen: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4,4)
Der neue Mensch, den Jesus Christus verkörpert, lebt nicht nur vom Brot allein, sondern vom Wort des lebendigen, anwesenden Gottes. Das bedeutet: Das Leben wird nicht nur von materiellen Dingen und Bedürfnissen bestimmt, sondern auch von der Beziehung zu Gott. Indem wir Menschen uns wie Jesus Christus auf Gottes Wort und seine Gegenwart ausrichten, können wir in unserem Leben Orientierung und Sinn finden.
Konzentration auf das Wesentliche
Die Fastenzeit bietet uns die Möglichkeit, dass wir uns bewusst von materiellen Dingen lösen und uns auf das Wesentliche konzentrieren: unsere Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen. Indem wir uns auf das Wort Gottes besinnen und unsere Aufmerksamkeit auf ihn richten, können wir unseren Glauben vertiefen und unseren Geist stärken.
Jesus, der im Evangelium vom ersten Fastensonntag als der erste Mensch der neuen Schöpfung verstanden wird, zeigt uns, wie wir als Menschen leben sollten. Durch seine Liebe und seinen Dienst an den Armen und Bedürftigen macht er deutlich, dass wahre Größe im Dienst für die anderen liegt. Durch sein Lebensbeispiel und seine Worte zeigt er uns, wie wir in Einklang mit Gott und seiner Schöpfung leben können.
Die Fastenzeit lädt uns ein, auf Christus zu blicken, auf den neuen Menschen, der so ist, wie Gott ihn am Anfang der Schöpfung haben wollte. Einen Menschen, der frei ist von der Sünde, weil er sich dem Bösen widersetzt. Einen Menschen, der das Leben bringt, weil er selbst das Leben in Fülle ist. Einen Menschen, der die richtigen Prioritäten setzt, weil er darum weiß, dass der Mensch zum Leben mehr braucht als die materiellen Güter dieser Welt. Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein – sondern er lebt von jedem Wort, das Gott spricht.
Liebe zu Menschen und Glaube an Gott
Das bedeutet letztlich nichts Anderes, als dass der neue Mensch weiß: Es gibt ein Mehr. Es gibt mehr als Macht und Herrschaft, es gibt mehr als Reichtum und Pracht, es gibt mehr als Besitz und Materielles. Was sich hinter diesem Mehr verbirgt, zeigt uns Jesus in seinem Leben: Es ist die Liebe zu den Menschen und es ist der Glaube an einen liebenden Gott. Das sind die beiden Pole, die den neuen Menschen auszeichnen.
So zeigt die Botschaft vom ersten Fastensonntag: Das Paradies vom Anfang der Welt ist nicht auf ewig verloren. Durch Christus können wir zu neuen Menschen werden, zu Menschen, die in der neuen Schöpfung leben. Was man dazu tun muss? Ein Lied aus dem katholischen Gesangbuch „Gotteslob“ gibt eine Antwort darauf: „Lasst uns auf seine Hände schau´n, an seinem Reiche mutig bau´n. Sein Wort ist Ja und Amen. Flehet, gehet, Himmelserben anzuwerben! Harret, ringet! Jesus ist es, der euch dinget.“ (GL 360, 5. Strophe) Wer auf Jesus schaut, sich an seinem Leben orientiert und an seiner Ethik Maß nimmt, der wird schon heute zum neuen Menschen, der Anteil erhält an der neuen Schöpfung.
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