Im Januar veranstalteten die Christdemokraten für das Leben und die Jugend für das Leben in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung ihre jährliche renommierte Akademie Bioethik. Das ist ein Seminar für junge Menschen, das sich mit bioethischen Themen beschäftigt. Im Zentrum der diesjährigen Akademie stand die Frage: Gilt die unveräußerliche Menschenwürde auch für menschliches Leben vor der Geburt?
Ein Thema, das alle betrifft
Gründe, die dafür sprechen, sich zu fragen, was den Menschen zum Menschen macht, wann das Leben beginnt und wann es endet, gibt es viele: Es betrifft etwa das Klonen, die verbrauchende Embryonalforschung, die vorgeburtliche Selektion durch Pränataldiagnostik, aktive und passive Sterbehilfe und den Schwangerschaftsabbruch.
Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Am Samstagmorgen blickte Dr. phil. Hans-Gregor Nissing, Referent am Geistlichen Zentrum der Malteser, mit seinem Vortrag über Dimensionen und Quellen der Menschenwürde zunächst aus philosophischer Sicht auf den Menschen. Im Zentrum seines Vortrages stand die Frage, was den Menschen zur Person macht und warum der Mensch eine besondere Würde besitzt.
Entgegen der Auffassung, der Mensch werde erst während seiner Entwicklung allmählich zur Person, stellte Hans-Gregor Nissing dar, dass es keinen Übergang zwischen Etwas und Jemand geben könne. Der Mensch ist somit entweder von Anfang an – also bei der Verschmelzung von Ei und Samenzelle – ein Jemand, ein Mensch mit Würde oder nie. Eine Position, der übrigens auch Politiker nahestehen, wie etwa der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck. In einer Rede vor dem Deutschen Bundestag forderte er, dass Embryonen dieselbe Existenzberechtigung besitzen sollen wie jeder andere Mensch auch. Besonders hob Nissing hervor, dass die im Grundgesetz festgestellte Würde des Menschen vor allem positiven (gesetzten) Recht stehe und damit dem Zugriff des Menschen entzogen bliebe.
Ein medizinischer Einblick, der unter die Haut geht
Weniger abstrakt, dafür aber umso anschaulicher ging es bei dem Gynäkologen Dr. med. Michael Kiworr zu. Mit vielen Bildern zeigte er die gesamte Entwicklung von der befruchteten Eizelle bis zur Geburt auf. Dabei lieferte er auch erstaunliche Fakten wie zum Beispiel, dass das Herz bereits in der vierten Woche (nach der Befruchtung) zu schlagen beginnt und dann allein bis zur Geburt noch 54 Millionen Mal schlägt. Mit seinem Vortrag unterstrich Kiworr noch einmal die Erkenntnis aus dem vorherigen Vortrag, dass der Mensch sich kontinuierlich als Mensch entwickelt und nicht erst zum Menschen werden muss.
Verantwortungsbewusste Politik
Einen Einblick in die vielen komplexen bioethischen Probleme in der Politik wurde den Teilnehmern vom Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe (CDU) gegeben. Hüppe sprach sich für eine verantwortungsbewusste Haltung gegenüber dem vorgeburtlichen Leben aus. Pränatale Tests, die dazu dienen, behinderte Kinder (beispielsweise mit Trisomie 21) abzutreiben, lehnt er ab. Ebenso konnte er zeigen, wie die hohen Erwartungen an die verbrauchende Forschung mit Embryonen bisher nicht erfüllt werden konnten.
Frauen in Not – wie sieht es in der Praxis aus?
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Blick in die Praxis von Sandra Sinder, die Schwangere in Konfliktsituationen berät. Häufig, so zeigt Sinders Erfahrung, werden Frauen, die ihr Kind eigentlich bekommen wollen, von ihrem Umfeld, besonders den jeweiligen Partnern, zu einer Abtreibung gedrängt.
Sandra Sinder begleitet die Frauen dabei über einen längeren Zeitraum, um bestmögliche Hilfe zu bieten. Dabei kritisierte sie die weitverbreitete Praxis in der Schwangerenkonfliktberatung: Zum einen halte sich die Schwangerschaftskonfliktberatung häufig nicht an das geltende Recht, das in § 219 des Strafgesetzbuchs (StGB) festhält: „Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens. (…) Dabei [bei der Beratung] muß der Frau bewußt sein, daß das Ungeborene in jedem Stadium der Schwangerschaft auch ihr gegenüber ein eigenes Recht auf Leben hat.“ Zum anderen sei ein kurzes Beratungsgespräch für Schwangere im Schwangerschaftskonflikt nicht ausreichend. Vielmehr wäre eine intensive Begleitung der Frauen nötig.
Ein Problem – viele Blickwinkel
Besonders gewinnbringend empfanden die Teilnehmer die Auswahl der Referenten aus den vielen verschiedenen Disziplinen, die nicht nur als abwechslungsreich empfunden wurde, sondern den Teilnehmern auch die Möglichkeit gab, die Fragestellung der Akademie Bioethik aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
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